Familiensprecher Wolfgang Porsche ist auf Distanz zu Cousin Piëch

Foto: imago stock&people

Es war doch beim Denverclan und auf der Southfork Ranch in Dallas auch immer so: Wenn einer in der Familie unterliegt, dann hat automatisch ein anderer im Familienclan Oberwasser. Und so verwundert es nicht, dass man jetzt munkelt, der verlorene Machtkampf von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch gegen VW-Vorstandschef Martin Winterkorn verhelfe einem anderen aus dieser schrecklich netten Familie zu neuer Macht: Piëchs Cousin Wolfgang Porsche.

Recht rasch, als Piëch erklärt hatte, er sei "auf Distanz" zu Winterkorn, stellte Wolfgang Porsche, VW-Aufsichtsrat, Aufsichtsratsvorsitzender von Porsche und Sprecher der Familie Porsche, klar: "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie nicht abgestimmt ist." Jetzt, nachdem Winterkorn fürs Erste wieder fest im Sattel sitzt, schreibt die Bild am Sonntag, dass nun am Thron von Piëch gesägt werde - nach dem Motto: "Der Alte muss weg." Tatkräftig am Werk soll eben auch Wolfgang Porsche sein.

Beide, Piëch und Porsche, sind Enkel von Ferdinand Porsche, als Kinder haben sie gemeinsam auf dem Familiensitz in Zell am See gespielt. Als Porsche sechs Jahre alt ist, zieht die Familie nach Stuttgart. Wolfgang Porsche geht in die alternative Waldorfschule, worüber sich Piëch, der in ein Schweizer Internat geschickt wurde, noch heute lustig machen soll. Nach seiner Gesellenprüfung als Schlosser studiert Porsche an der Wiener Hochschule für Welthandel und schloss als Diplom-Kaufmann ab. Einer müsse sich um die Zahlen kümmern, "Techniker gab es in der Familie genug", sagt er.

Bevor er 1978 in den Aufsichtsrat der Porsche AG berufen wird (Vorsitz ab 2007), ist er 27 Jahre lang als Generalimporteur für Yamaha-Motorräder in Österreich tätig und arbeitet fünf Jahre als Manager bei Daimler. Seit dem Tod seines Vaters Ferry 1998 ist er Sprecher der Familie Porsche. Er gilt als bodenständig und viel umgänglicher als Piëch. "Ich glaube, dass es ganz wichtig ist, dass man nicht nach Profiten giert, sondern dass man unter Menschen mit Menschen umgeht", hat er einmal erklärt.

Nebst vielen Autos zählt der vierfache Vater (zwei Ehen) auch noch 200 Rinder zu seinem Eigentum. In Zell am See auf dem Familiensitz Schüttgut betreibt er einen Biobauernhof. Und "WoPo" hat auch in den Augen Piëchs einen nicht einzuholenden Vorteil: Er trägt den klingenden Namen des legendären Großvaters. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 20.4.2015)