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Hugo Simon, hier auf Volanta, und...

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...Thomas Frühmann, hier auf The Sixth Sense, dominieren seit gut vier Jahrzehnten die heimische Springreiterei.

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Wien - "Der liebe Gott hat mir eine gute Gesundheit gegeben", sagt Hugo Simon. "Es gibt halt so viele schöne Turniere", sagt Thomas Frühmann. Mit dem Allmächtigen ist er vielleicht etwas weniger zufrieden als Simon, schließlich läuft und reitet er seit einem guten halben Jahr mit drei Bypässen herum. Simon stimmt in Frühmanns Lied von der Schönheit der Turniere sofort mit ein. "Ich will Spaß haben, ich fahre dorthin, wo ich Spaß haben kann."

Am Wochenende hatten Hugo Simon, der heuer im August seinen 73. Geburtstag feiern wird, und Thomas Frühmann, der im Jänner den 64. gefeiert hat, wieder einmal so richtig Spaß. Simon siegte in Linz-Ebelsberg sowohl am Samstag mit C.T. als auch im Großen Preis am Sonntag mit Freddy, Frühmann wurde auf The Sixth Sense am Samstag in Ebreichsdorf Zweiter hinter dem Deutschen Rene Tebbel. Da wie dort hat es sich um ein CSI-2*-Turnier gehandelt, allerweil.

Vor kurzem ist Simon als technischer Berater des Pferdesportverbands (OEPS) präsentiert worden, er soll sein Know-how einbringen und ein Team für Nationenpreise formen. Nun könnte man meinen, eine Equipe-Hälfte sei in Simon und Frühmann flott gefunden, doch die theoretische Hälfte lehnt dankend ab. "Ich steh' für Championate nicht mehr zur Verfügung, die Jungen sollen reiten", sagt Simon.

Frühmann sieht es ähnlich. "Rio 2016? Gott bewahre!" Gut, man solle "niemals nie sagen. Ich will nicht sinnlos durch die Gegend reiten, aber wenn noch einmal ein richtig gutes Pferd auftaucht, wer weiß?" Vielleicht geht Frühmann auch mit The Sixth Sense in Pension. Schließlich ist auch das Ross mit 19 Lenzen betagt. "Aber in Rente will er noch nicht, das ist spürbar", sagt Frühmann. "Und er würde mit drei Füßen noch besser springen als die meisten mit vier."

Simon war schon 1972, da er erstmals für Österreich ritt, nachdem ihn die Deutschen nicht nominiert hatten, Olympiavierter gewesen. Fünf Jahre später holte Frühmann, mit 26, seinen ersten Staatsmeistertitel. Seit vier Jahrzehnten also dominiert das Duo. Der Wiener ging beim Pfälzer einst in die Schule, mit der Mannschaft holten sie Olympiasilber 1992. Befreundet miteinander sind sie mittlerweile eher nicht, der Respekt füreinander ist geblieben. Solo war Simon Weltcupsieger 1979, 1996 und 1997, WM-Dritter 1974, EM-Zweiter 1997, EM-Dritter 1979, siegte 1998 in Aachen, war zehnmal Staatsmeister. Frühmann war 1992 Weltcupsieger, 2006 Sieger der Riders Tour, gewann 1990 in Aachen sowie dreimal das Hamburger Derby, war neunmal Staatsmeister.

Frau Bistan, Herr Eder

Dahinter kommt sehr lange nichts, unzählige Springreiterinnen und -reiter sind gekommen und gegangen, einige haben hingeschnuppert, niemand konnte mithalten. Aktuell ist Stefanie Bistan und Stefan Eder, die international mehrmals aufzeigten, am ehesten zuzutrauen, die Lücke zu schließen. Frühmann und Simon werden es ihnen nicht leichtmachen. Frühmann will "bald einmal wieder losfahren und schauen", sprich, er sieht sich nach Pferden um, irgendwann dankt auch The Sixth Sense ab. Simon sagt, er halte sich fit. "Ich gehe jeden Morgen schwimmen, und danach mache ich sowieso alles im Laufschritt, damit es sich ausgeht." Auch er schaut "von Turnier zu Turnier", und natürlich schaut er regelmäßig in seinen Stall.

Dort steht seit drei Wochen das Stutfohlen E.T.'s Girl. Sein Vater ist jener Klon, der aus E.T. quasi gezogen wurde, dem Wallach, der Simon zu zwei Weltcupsiegen getragen hatte. Seine Mutter ist Simons wunderbare Stute Ukinda. In einigen Jahren wird man sehen, ob E.T.'s Girl nach seinen Eltern kommt. Wer dann im Sattel sitzt? Das weiß der liebe Gott. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 21.4.2015)