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Die neuen Therapien sind vielversprechend. Das Problem: Die hohen Kosten.

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Wien - Laut Schätzungen von Experten sind bis zu 180 Millionen Menschen mit Hepatitis C infiziert. Eine Million Menschen sterben weltweit jährlich an einer Leberzirrhose. Die Virusinfektion - übertragen vor allem via Blut beziehungsweise Blutprodukte - ist zumeist chronisch. Nach einem viele Jahre unauffälligem Verlauf drohen Leberzirrhose und Leberkarzinome.

Bei den HCV-Erregern handelt es sich um RNA-Viren, die ihre Erbsubstanz ohne Umwandlung in eine DNA direkt als RNA in die Zellen einbauen. Das funktioniert anders als bei den Hepatitis B- oder den HI-Viren. Das hat auch einen Vorteil: Es gibt kein "stummes Reservoir" in Zellen für die Hepatitis C-Viren (wie bei HIV), sondern sie sind auf einen schnellen Replikationszyklus in der Leber angewiesen. Wenn dieser Zyklus einmal unterbrochen ist, kann die Krankheit geheilt werden.

Die molekulare Charakterisierung führte zur Unterscheidung von vier verschiedenen Hepatitis C-Typen. Sie sind regional unterschiedliche verteilt, am häufigsten sind weltweit jene mit dem Virustyp 1. Virus- oder Genotyp 1b ist am häufigsten in Europa und Ostasien, Virustyp 1a tritt am häufigsten in den USA auf.

Neue Therapien

Die Einführung der Interferon-alpha-Therapie in Kombination mit Ribavirin brachte bereits vor Jahren Fortschritte in der Behandlung der Hepatitis C. Die Erfolgsraten konnten damit auf 75 und mehr Prozent, wenn auch mit relativ langer Behandlung und mit zum Teil erheblichen Nebenwirkungen, gesteigert werden. Die Probleme lagen im Detail: Während sich bei den Genotypen 2 und 3 damit recht gute Therapieerfolge von bis zu 80 Prozent erzielen ließen, erreichte man beim Genotyp 1 nur bei bis zu maximal 50 Prozent der Fälle ein andauerndes Ansprechen.

Seit vergangenem Jahr hat sich die Situation bei der Behandlung der Erkrankung grundlegend gewandelt. Um zu einem dauerhaften Therapieansprechen, einem "Sustained Virologic Response" (SVR), zu kommen, gibt es völlig neue - aber auch extrem teure - Arzneimittel, die alle nicht mehr injiziert werden müssen.

Dazu zählen etwa Protease-Inhibitoren wie Telaprevir oder Boceprevier. Hinzu kommen Polymerase-Inhibitoren gegen die Polymerase der Hepatitis C-Erreger (z.B. Sofosbuvir). Schließlich befinden sich auch noch Inhibitoren des Hepatitis C-Replikationskomplexes (NS5A-Inhibitoren) auf dem Markt.

Das Problem sind laut Experten die exorbitant hohen Preise für die neuen Arzneimittel: Eine zwölfwöchige Therapie mit den auch in Österreich bereits zugelassenen Substanzen Sofosbuvir und Simeprevir kostet etwa 80.000 Euro.

Hohe Erfolgsrate

Die Arzneimittel werden in Kombination mit oder ohne die alten Substanzen Ribavirin und/oder Interferon verwendet. Der Wiener Hepatologe Peter Ferenci und seine Kollegen aus den USA und Europa haben vergangenes Jahr eine Studie dazu publiziert. Dabei ging es um die Verwendung von ABT-450/r-Ombitasvir und Dasabuvir (mit oder ohne Ribavirin) bei 419 Patienten mit Genotyp 1b beziehungsweise 305 Patienten mit Genotyp 1a-Infektionen. Die Patienten wurden zwölf Wochen lang behandelt.

Unter den Kranken mit Hepatitis C-Genotyp 1b-Erregern kam es zu einem andauernden Verschwinden der Infektion bei 99,5 Prozent unter zusätzliche Beigabe von Ribavirin und bei 90 Prozent ohne Ribavirin-Verabreichung. Bei den Probanden mit Genotyp 1a-Erregern lag mit Ribavirin die Erfolgsrate bei 97 Prozent - ohne Ribavirin bei 90,2 Prozent.

Erst vor wenigen Tagen haben Wiener Wissenschafter von der Universitätsklinik für Innere Medizin III am AKH (MedUni Wien) eine Studie publiziert, bei der man versucht hat, die Behandlung von HIV- und HCV-Infizierte genau an ihr Ansprechen auf die Therapie anzupassen. So lässt sich eventuell die Behandlungsdauer verkürzen. (APA/red, derStandard.at, 21.4.2015)