Die höchsten Preise auf dem Semmeringer Wohnungsmarkt erzielt man im Panhans mit 1500 Euro pro Quadratmeter. Besonders kleinere Wohnungen werden nachgefragt.

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Das Südbahnhotel, noch immer stattlich anzuschauen, verfällt seit Jahren.

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Von neuen Plänen weiß auch der Bürgermeister nichts.

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Semmering: Was der Name einst versprochen hat, klingt heute noch ein bisschen nach. Hier verbrachten die Städter - Adelige, Künstler, Großbürger - ihre Sommerfrische. Die Semmeringbahn machte es möglich. Und hier wurde der Ferientourismus auf dem Land überhaupt erst geboren, wie der Semmeringer Bürgermeister Horst Schröttner stolz erzählt.

Heute sind die glorreichen Tage verblasst. Die Verheißung einer Erholung im Ferien- und Luftkurort unweit Wiens zieht nicht mehr so wie früher - schon gar nicht auf dem Immobilienmarkt. "Der Wunsch, aufs Land zu ziehen, ist bei den Menschen nicht mehr so groß", berichtet Fridolin Angerer, zuständig für Forst, Land und Schlösser bei Spiegelfeld Immobilien. Noch vor zehn Jahren hätten ihn täglich Anrufe von Menschen ereilt, die sich einen Zweitwohnsitz auf dem Land zulegen wollten, heute würde sich das finanziell nur noch bei wenigen ausgehen: "Das Landleben ist durch hohe Wohnpreise in Wien unter Druck geraten." Manche Häuser, die auf den Markt kommen, würden verkauft, weil sich die Kinder den Zweitwohnsitz nicht mehr leisten können - oder wollen. Auch die Mobilität der Menschen macht dem Wochenendhaus auf dem Semmering einen Strich durch die Rechnung: "Man will nicht jedes Weihnachten und jedes Ostern am selben Ort verbringen."

Prachtvolle Villen unter Denkmalschutz

Auch heute noch ist aber leicht nachvollziehbar, was die Gäste am einst mondänen Urlaubsort faszinierte. Etwa wenn man die prachtvollen Semmering-Villen betrachtet, die mit ihrer typischen Architektur und viel verschnörkeltem Holz aufwarten. Viele dieser Villen werden derzeit von ihren Eigentümern restauriert, freut sich Bürgermeister Schröttner. Einige stehen unter Denkmalschutz.

Nur selten kommt ein echtes Prachtobjekt auf den Markt - etwa einmal pro Jahr, schätzt Angerer. Das Angebot an weniger prachtvollen Häusern ist in der Gegend aber enorm. "Viele Häuser sind wunderschön anzusehen", sagt Angerer. "Nüchtern betrachtet muss man aber feststellen, dass sie mit dem Können der damaligen Zeit gebaut wurden." Viele Villen seien beispielsweise nicht unterkellert, manche hätten bis heute keine Zentralheizung. "Gerade wenn man nur am Wochenende da ist, sollte die Wohnung beim Eintreffen warm sein", sagt Angerer.

Nachfrage und Preise gesunken

Auch auf die Standortsuche habe man früher nicht viel Wert gelegt: Manche Häuser seien beispielsweise ostseitig gelegen und würden daher kaum Sonne abbekommen - und damit als Zweitwohnsitz für Sonnenanbeter ausfallen. Der Renovierungs- und Erneuerungsbedarf sei in vielen Villen zudem enorm. "Von außen schauen diese Häuser teuer aus", sagt Angerer. Das Angebot sei aber weitaus größer als die Nachfrage, mit den Preisen sei es in den letzten zehn Jahren bergab gegangen, der Verkauf eines Objekts dauere oft lange - auch weil die Interessenten nicht unter Zeitdruck sind. Vor zehn Jahren sei bei vielen Villen noch von einer Million Euro als Verkaufspreis ausgegangen worden. Heute würden manche Objekte schon um 400.000 bis 500.000 Euro den Besitzer wechseln.

Die, die zuschlagen, seien oft Anwälte, Unternehmer und Adelige - bei Angerer sind es überwiegend Österreicher (und einige Deutsche), die sich für ein Haus auf dem Semmering interessieren. Sie legen Wert auf eine entsprechende Grundstücksgröße und viel Privatsphäre.

Panhans als "Insel"

Bei Martina Jankoschek von der Raiffeisen Immobilien Vermittlung klopfen auch Menschen aus der ehemaligen k. u. k. Monarchie - Ungarn, Slowaken, Tschechen - an. Viele Interessenten seien älter als 40 und würden mountainbiken oder wandern und sich für Kultur interessieren. Jankoschek ortet "durchaus Nachfrage" nach Zweitwohnsitzen in der Gegend, auch wenn "Interessenten nicht gerade Schlange stehen".

Gefragt seien vor allem kleine Wohnungen, die bis zu 150.000 Euro kosten. Die Quadratmeterpreise würden in dem Bereich bei 800 bis 1000 Euro liegen. Einzige Ausnahme, wie Jankoschek betont: Bei Eigentumswohnungen im Hotel Panhans zahlt man 1500 Euro pro Quadratmeter. "Aber das ist wie eine Insel am Semmering."

Wohnungswechsel

Bürgermeister Schröttner bemerkt derzeit jedenfalls einen regen Verkauf von Wohnungen. In den 1970ern habe es einen "Run" auf Wohnungen gegeben, die als Zweitwohnsitze genutzt wurden. Die Käufer von damals seien nun alt und würden verkaufen. Mit dem Problem der Zweitwohnsitze kämpft man auch hier: "Damit entgeht der Gemeinde viel Geld", sagt Schröttner.

Für viele, die sich hier umschauen, ist es wohl die Vergangenheit, die den Reiz ausmacht und die noch immer überall präsent ist. Zwei ehemalige Hotels, das Südbahnhotel und das Kurhaus Semmering, stehen seit Jahren leer und verfallen. "Dieses Morbide ist es, das die Leute fasziniert", sagt Angerer. "Aber das bedrückt auf die Dauer auch." Schröttner betont die moderne Seite des Semmerings, etwa den Bikepark auf dem Zauberberg.

Was mit den leeren Hotels passiert, weiß auch der Bürgermeister nicht. Für eine künftige Hotelnutzung sieht er aber Potenzial - in Kombination mit einer Erneuerung: Die Repräsentationsräume des Südbahnhotels haben einst bis zu 800 Gästen Platz geboten. So viele Betten gibt es schon lange nicht mehr. Über 1500 Betten verfügte das Südbahnhotel einst. Davon sind heute nur noch 100 übrig. Der Rest wurde als Wohnungen verkauft. (Franziska Zoidl, DER STANDARD, 29.4.2015)