Das wirksamste Mittel gegen gefährliche Krankenhausinfektionen ist die Vorbeugung. Sie muss schon vor der Aufnahme in eine Klinik beginnen, hat die Deutsche Chirurgengesellschaft zu ihrem Jahreskongress in München gefordert. Fragebögen könnten dabei helfen.

Zwischen 400.000 und 600.000 Personen erkranken in Deutschland jedes Jahr an einer Infektion, die sie im Krankenhaus erwerben. Diese sogenannten nosokomialen Infektionen fordern dort jährlich bis zu 15.000 Todesopfer. Umgerechnet auf Österreich wären das zwischen 40.000 und 60.000 solcher Infektionen und etwa 1.500 Todesopfer. Besonders gefährdet sind immungeschwächte Personen.

Muliresistente Keime

Große Sorgen bereitet den Experten dabei die steigende Zahl multiresistenter Erreger (MRE), die auf kein Antibiotikum mehr reagieren. "Wir haben praktisch keine Waffe gegen solche Keime in der Hand", sagte Peter Vogt, Präsident der deutschen Chirurgengesellschaft (DGCH).

Die Verbreitung der "Killerbakterien" müsse gestoppt werden, darin seien sich Politiker und Mediziner einig. In Deutschland wurde dazu ein zehn Punkte umfassender Plan formuliert. Darüber hinaus gelte es, auch zusätzliche Maßnahmen zu treffen, um die Patienten zu schützen.

Vor Operationen abklären

So empfehlen die deutschen Chirurgen, die Vorgeschichte der Patienten bezüglich ihrer Infektionsgefahr vor der Aufnahme ins Krankenhaus abzuklären. Ein Fragebogen, wie ihn die chirurgische Klinik in Greifswald bereits verwendet, könne wichtige Informationen etwa über frühere Behandlungen, Auslands- oder Krankenhausaufenthalte liefern. "Liegen Risikofaktoren vor, folgt ein Test auf multiresistente Erreger", sagte Claus-Dieter Heidecke, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Ist ein Patient Träger multiresistenter Bakterien, wird die Operation verschoben. Lässt sich der Eingriff nicht aufschieben, müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden. "Eine Isolation von anderen Patienten ist ebenso sinnvoll wie eine antiseptische Ganzkörperwaschung", erklärte Heidecke. Beides vermindert das Risiko, die Erreger weiterzugeben. (APA, derStandard.at, 22.4.2015)