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Anhänger der islamistischen Gruppe Jamat ud Dawa in Pakistan fordern ein Engagement der Armee aufseiten Saudi-Arabiens im Jemen. Die Regierung hat sich bisher geweigert, Truppen bereitzustellen. Sie will vermitteln.

Foto: APA/EPA/ARSHAD ARBAB

Islamabad/Riad/Neu-Delhi Pakistans Entscheidung sei schockierend, schäumte Anwar Mohammed Gargash, Außenstaatssekretär der Vereinigten Arabischen Emirate. Und Islamabad werde einen "hohen Preis" zahlen. Das war nach der Resolution, mit der Pakistans Parlament vor zwei Wochen den Wunsch Saudi-Arabiens abgelehnt hatte, sich mit Truppen, Jets und Kriegsschiffen an der Jemen-Offensive zu beteiligen. Seither steht es nicht gut, zwischen den Golfstaaten und Islamabad.

Zorn besänftigen

Der Wunsch der Saudis nach Militärhilfe hat Pakistan unversehens ins Zentrum des Konflikts gerückt. Am Donnerstag reiste Pakistans Premier Nawaz Sharif nach Riad, um persönlich mit König Salman über die Krise zu beraten. Dabei will Sharif nicht nur den Zorn der Saudis besänftigen, sondern auch für eine politische Lösung des Jemen-Konflikts werben.

Tatsächlich scheint sich das südasiatische Land, das im Westen vielen eher als "Schurkenstaat" gilt, als Vermittler zwischen Saudi-Arabien und dem Iran zu versuchen. Seit Wochen läuft die Reisediplomatie zwischen Islamabad, Riad, Teheran.

Machtkampf in der Region

Nicht zufällig erfolgte Sharifs Reise nur zwei Tage nach der Ankündigung Riads, die Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen im Jemen einzustellen. Dies sieht man als Chance, auch wenn es zumindest am Donnerstag vorerst noch neue Luftschläge im Jemen gab.

Islamabad käme eine politische Lösung hochgelegen. In Südasien wird der Jemen-Krieg als Teil eines Machtkampfes zwischen dem schiitischen Iran und dem sunnitischen Saudi-Arabien um regionale Vorherrschaft gesehen.

Spannungen auch im eigenen Land

Pakistan kann es sich kaum leisten, eines der beiden Länder zu brüskieren. Saudi-Arabien ist einer der größten Geldgeber des bankrotten Landes. Doch Islamabad ist auch auf ein gutes Verhältnis zum direkten Nachbarn Iran angewiesen, der über eine neue Pipeline künftig Gas an das energiearme Land liefern will. Mehr noch: Der Konflikt könnte auf Pakistan übergreifen. Die meisten Pakistaner sind Sunniten, doch etwa 20 Prozent sind Schiiten. Genau weiß man das nicht, die Schätzungen gehen auseinander.

Pakistan habe nur eine Option, um nicht zwischen den Fronten zerrieben zu werden, sagt Abdul Basit vom Zentrum für Politische Gewalt- und Terrorismusforschung in Singapur: Die Vermittlerrolle. "Pakistan hat die ersten Schritte in diese Richtung getan". Gelänge es Pakistan, den Konflikt zu entschärfen, würde dies auch seinem lädierten Image helfen. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 24.4.2015)