Pro Jahr erkranken weltweit 600.000 Menschen an einem Leberzellkarzinom. Die Zahl der jährlichen Todesfälle ist etwa gleich hoch. Neue Behandlungsstrategien sind dringend notwendig. Bessere Therapien versprechen Arzneimittel mit molekular klar definierten Ansatzstellen an den Tumorzellen, hieß es am Freitag beim Internationalen Leberkongress in Wien.

Forschung an Therapien

Sowohl eine Fettlebererkrankung als auch Zirrhose bei Alkoholmissbrauch und chronische Hepatitis B- oder C-Infektionen fördern das Entstehen von Leberkrebs. Die medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten waren bisher eher beschränkt. Vor einigen Jahren kündigte die Verwendung von Sorafenib, ein Mittel der zielgerichteten Krebstherapie, eine Verbesserung der Chancen an. Doch die Forschung geht weiter.

Amerikanische Wissenschafter von "Blueprint Medicines" haben mit einem kleinen, synthetischen Molekül (BLU-554) zur Hemmung eines Rezeptors für einen Fibroblasten-Wachstumsfaktor entwickelt. Normalerweise bildet die Leber keine dafür passenden Wachstumsfaktoren.

Aber bei etwa 30 Prozent der Leberkarzinome kommt es zur einer Überproduktion dieser Proteine. Das spricht auch für die Selektivität der Wirkung des potenziellen Arzneimittels. Sowohl im Labor als auch bei Mäusen, auf die man humane Leberzellkrebszellen übertrug, zeigte sich eine gute Wirkung, wie Klaus Hoeflich von dem US-Unternehmen betonte. Studien an Patienten sollen folgen.

Schlechte Prognose

Solche Mittel wären jedenfalls dringend notwendig. "Bei den meisten Patienten mit Leberzellkarzinomen wird die Erkrankung erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Die Prognose ist schlecht. Die mittlere Überlebenszeit der Patienten beträgt rund sechs Monate", sagte bei dem Kongress mit rund 11.000 Teilnehmern der Vizesekretär der Europäischen Gesellschaft für Leberforschung (EASL), Laurent Castera.

Durch die immer weitere Verbreitung von Übergewicht, Adipositas und Typ-2-Diabetes werden offenbar Fettleber-Erkrankungen immer häufiger. Ihre Gefährlichkeit wird unterschätzt. Das hat eine Studie aus Großbritannien ergeben.

Jake Mann von der Universität in Cambridge in Großbritannien und seine Co-Autoren haben die Daten von 900.000 Menschen über einen Zeitraum von 14 Jahren hinweg analysiert. Bei 1.300 wurde eine einfache nicht-alkoholische Leberverfettung registriert, bei 122 Personen kam es zu einer Fettleber-Hepatitis (NASH) und bei fast 1.300 Personen zu einer Zirrhose.

Dabei zeigte sich, dass die Gesamtsterblichkeit in der Gruppe der NASH-Patienten um 50 Prozent höher lag als bei Personen mit dem ersten Stadium der Erkrankung (bloße Leberverfettung). Kam es zu einer Zirrhose, stieg die Sterblichkeit auf das Dreifache. Die größte Gefahr sind für die Betroffenen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Hepatitis C

Ein weiteres Problem: Weltweit bis zu 180 Millionen Menschen leiden an Hepatitis C. Moderne Medikamente zeigen bei den verschiedensten Patienten jeweils eine andauernde Unterdrückung der Erreger bei mehr als 90 Prozent der Behandelten.

Mit einer Kombination des Hepatitis C-Replikationskomplex-Hemmstoffes Ledipasvir mit dem Polymerase-Hemmer Sofosbuvir war das nach zwölf Wochen bei fast 95 Prozent der Patienten der Fall, die an einer chronischen Infektion mit HCV der Genotypen vier oder fünf litten.

Ein Kombinationsmedikament mit einem Protease-Hemmer (Grazoprevir) und einem Polymerase-Hemmer (Elbasvir) mit Hepatitis C-Infektionen vom Genotyp 1, 4 oder 6 erreichte einen Behandlungserfolg bei 95 Prozent von insgesamt 316 Patienten binnen zwölf Wochen. (APA, derStandard.at, 24.4.2015)