Bischkek - Im Streit um die gewünschte Teilverstaatlichung einer wichtigen Goldmine ist die Regierung der Ex-Sowjetrepublik Kirgisien zurückgetreten. Regierungschef Dschoomart Otorbajew habe es nicht geschafft, sich mit dem kanadischen Eigentümer auf den Verkauf von Anteilen an den Staat zu einigen. Präsident Almasbek Atambajew habe den Rücktritt angenommen, berichteten Medien in dem zentralasiatischen Land.

Seit mehr als einem Jahr verhandeln die Minen-Betreiberin Centerra Gold und die kirgisische Regierung. Die Regierung will ihren gegenwärtigen Anteil von 32,7 Prozent auf ein 50-zu-50-Joint-Venture umbauen, damit sie Kontrolle über die Goldreserven hat. Otorbajew hatte seine Unterstützung für dieses Konstrukt im April zurückgezogen und nur noch davon gesprochen, die Zahl der Regierungsvertreter in der Centerra-Leitung zu erhöhen. Sein Rücktritt kam Stunden nach einer hitzigen Debatte im Parlament über die Bilanz der Regierungsarbeit samt Kritik, dass es nach wie vor keinen Deal mit den Kanadiern gibt.

Gold wichtiges Exportgut

Das arme Hochgebirgsland brauche dringend mehr Einnahmen, allerdings fließe zu viel Gewinn der Goldmine Kumtor ins Ausland, hatte das Parlament in der Hauptstadt Bischkek kritisiert. Gold ist einer der wichtigsten Exportgüter Kirgisiens. Gegner des Bergwerks rund 350 Kilometer südöstlich von Bischkek in den Tien-Shan-Bergen nahe der Grenze zu China werfen den Betreibern Umweltschäden vor.

Kumtor ist die größte Goldlagerstätte Zentralasiens. Sie stand im Vorjahr für 7,4 Prozent des kirgisischen Bruttonationalprodukts und 15,5 Prozent der Industrieproduktion. Kumtor dürfte bei den Parlamentswahlen im Herbst eine bedeutende Rolle spielen. Kirgisien ist die einzige Ex-Sowjetrepublik in Zentralasien, die einen klaren Weg in Richtung Demokratie eingeschlagen hat, Otorbajew war erst seit dem Vorjahr Regierungschef. Er stemmte sich gegen die Forderung der Opposition, Kumtor ganz zu verstaatlichen. Die Drei-Parteienregierungs-Koalition hat nun 15 Tage Zeit, dem Parlament einen neuen Regierungschef zur Billigung vorzuschlagen. (APA, 24.4.2015)