Rudi Huber: "Man hat mich teilweise bewusst boykottiert und hintergangen und mit miesesten und untergriffigsten Methoden versucht schlecht zu machen. Da habe ich gesagt, es kostet zu viel Energie für eine Sache, die nicht zu ändern ist".

Foto: Swiss-Ski

Wenn ein privates SMS veröffentlicht wird, dann kann das durchaus auch ernste Konsequenzen haben, diese Erfahrung machte auch der Salzburger Rudi Huber (52), der am Montag nach zwei Jahren als Sportdirektor des Schweizer Skiverbands Swiss-Ski zurücktrat, obwohl sein Vertrag noch zwei weitere Jahre gelaufen wäre.

Folgenschweres SMS

Was war passiert? Vergangene Woche veröffentlichte die Schweizer Boulevardzeitung "Blick" ein SMS von Huber an einen österreichischen Trainer: "Kann es dir nicht empfehlen, als Ösi in der CH zu arbeiten. So gut kannst du gar nicht sein, dass du nicht ständig kritisiert wirst, die Ausländerfeindlichkeit ist extrem - LG R."

Die Aufregung war natürlich riesig. Während Markus Wolf, Geschäftsführer des Verbandes, beteuerte, dass von Fremdenfeindlichkeit bei Swiss-Ski nicht die Rede sein kann, stellte der "Blick" fest, Huber sei untragbar. Im Gespräch mit derStandard.at gestand Huber ein, dass das SMS natürlich ein Fehler war. Es sei in einer "sehr emotionalen Situation zur falschen Zeit an die falsche Person" gegangen, war jedoch nicht ausschlaggebend für seinen Rücktritt.

Als Warnung für einen Mann des Vertrauens gedacht

"Ich hätte nie gedacht, dass es an die Öffentlichkeit kommt und es ist auch nicht meine generelle Meinung über die Schweiz, das war spezifisch auf ein, zwei Leute bezogen", sagte Huber. Er habe einen Kollegen, einen Mann seines Vertrauens, dessen Namen er jedoch nicht nennen will, schützen und warnen wollte, "dass es momentan keine gute Zeit ist, als Österreicher dort zu arbeiten".

Für seinen Rücktritt aber waren vor allem gegen seine Person gerichtete "Querschüsse, extrem unfreundliche und unmenschliche Aussagen von Trainerkollegen" verantwortlich, da sie seine Arbeit massiv erschwert hatten. Durch die daraus resultierende Entlassung von Trainer Steve Locher wurde zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Huber dazu: "Er hatte schon letztes Jahr zweimal die Gelbe Karte bekommen".

Untergriffigkeiten

Während Huber nach eigenen Angaben von höchsten Stellen nur Lob erntete, versuchten ihn einige wenige Leute zu diskreditieren. "Man hat mich teilweise bewusst boykottiert und versucht mich mit miesesten Methoden schlecht zu machen. Da habe ich gesagt, es kostet zu viel Energie für eine Sache, die nicht zu ändern ist. Ich will das Spiel als offener und ehrlicher Mensch nicht mitspielen", sagte Huber, der sich vorwerfen lassen musste, im April nach sieben Monaten Arbeit ohne Pause drei Tage Urlaub genommen zu haben.

"Dieses Misstrauen und der ständige Gegenwind von Leuten, von denen man es gar nicht erwartet hat, hat mich dazu bewogen, zu sagen, ich weiß nicht, wem ich noch trauen kann, wer für und wer gegen mich ist. Es haben einfach zu viele Leute ein Problem mit unserem Erfolgsweg gehabt", begründete Huber seine Entscheidung.

Huber kein Freund von Hire-and-Fire-Politik

Er habe letztes Jahr den Auftrag bekommen, gegen Trainer, die gegen ausländische Trainer lobbyieren und die Zusammenarbeit blockieren, hart vorzugehen. "Ich habe das zunächst nicht gemacht, weil ich nicht eine Hire-and-Fire-Politik betreiben wollte, sondern die Trainer auf eine gemeinsame Linie bringen wollte, zumal der Verband bei meiner Bestellung als Sportdirektor sehr zerrüttet war und die Stimmung in der Olympiasaison eine schlechte war".

Huber hatte mangels verfügbarer Schweizer Trainer mit Walter Hubmann und Walter Hlebayna zwei Österreicher als Herrenchef- beziehungsweise Herrenabfahrts-Trainer engagiert. "Ich wollte mir ein vertrautes Umfeld schaffen, um sicher gehen zu können, dass die Arbeit auch funktioniert", so Huber, der darauf verwies, dass ihre Arbeit eine erfolgreiche war. Weil Beat Feuz und Carlo Janka wieder in die Spur gebracht werden konnten, die Schweizer wieder Abfahrtssiege feierten und im Nationenranking von Platz sieben auf zwei nach vorne preschten. Aber das schwierige Arbeitsumfeld habe schließlich beide bewogen, den Job aufzugeben.

Die Schweizer und ihr System

Nicht nur einmal habe sich Huber von Leuten, die auf ihn "draufgehaut haben", anhören müssen, dass für die Position ohnehin nur ein Schweizer in Frage käme, weil nur ein Schweizer das System kenne. Aber darüber konnte er zumindest schmunzeln, "denn wenn ein Schweizer sagt, er kennt das Schweizer System, dann kennt er es nicht, weil es kein Schweizer System gibt. Jede Region funktioniert eigenständig und es gibt so viele unterschiedliche Kulturen, was genau der Grund war, mich zu bestellen, weil ich als neutrale Person an die Sache herangehen konnte".

Huber bezeichnete seinen Job bei der Übernahme als "eine große Baustelle", die er "mit sehr viel Herzblut und Engagement übernommen" habe und die er jetzt als "super funktionierend und mit Top-Trainern besetzt" übergibt. Er ist überzeugt davon, dass die Kurve für die Schweizer Skifahrt nach oben zeigt: "Wir waren am richtigen Weg". (Thomas Hirner, derStandard.at, 24.4.2015)