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Im Basislager des Mount Everest riss eine Lawine mindestens 18 Bergleute in den Tod.

Foto: Azim Afif via AP

Es war ein Fels, der Carsten Lille und Pedersen das Leben rettete. Als die Lawine wie eine gewaltige weiße Wand auf das Basis-Camp am Fuße des Mount Everest zudonnerte, konnte sich der Däne noch hinter dem Steinschutz verbergen. Den 27-jährigen Studenten Azim Afif überraschte die Katastrophe beim Essen. "Als wir aus dem Zelt rannten, kam eine riesige Eiswand auf uns zu. Die Sherpas schrien: Rennt um euer Leben."

Während das schlimmste Erdbeben seit 81 Jahren das Kathmandu-Tal verwüstete, spielte sich auf dem Mount Everest ein eigenes Drama ab. Das Beben trat eine gewaltige Lawine los, die auf das Basiscamp niederging und es zerstörte. Die Katastrophe traf das in 5270 Metern Höhe an der Grenze zu China gelegene Lager mitten in der Hauptsaison. Fast tausend Bergsteiger, Führer und Träger sollen in den 500 Zelten untergebracht gewesen sein.

Etwa 400 von ihnen sollen ausländische Touristen sein. Mindestens 18 Menschen wurden am Basis Camp von der Lawine getötet, darunter der Google-Ingenieur Dan Fredinburg, der an einer Kopfverletzung starb.

Österreicher wohlauf

Auch mehrere Österreicher befanden sich zum Zeitpunkt des schweren Bebens auf dem Mount Everest an der Grenze zwischen Nepal und China. Neben vier Osttirolern rund um den blinden Alpinisten Andy Holzer berichtet auch der Grazer Clemens Strauss in einem Onlinetagebuch von seiner Expedition. Strauss, der sich Kurt Dattinger nennt, befand sich nach eigenen Angaben am Sonntag wie Holzer im vorgeschobenen Basislager (ABC, "advanced base camp") auf der Nordseite des Everest in rund 6.400 Meter Höhe in Sicherheit. Dort war der Steirer auch während des Bebens. Der Berg habe "anständig gewackelt", schrieb Strauss in dem Blog. "Wir aber sind wohlauf", hielt er am Sonntag ergänzend fest.

Auch in den höheren Camps 1 und 2 sollen mindestens 100 Bergsteiger festsitzen. Der Abstieg ist ihnen verwehrt, weil Lawinen die Rückroute zerstört haben. "Ihnen wird das Essen ausgehen", warnt der Däne Pedersen auf seiner Facebook-Seite. Der einzige Weg, um ihnen zu helfen, sei so schnell wie möglich eine neue Route über den gefährlichen Khumbu-Eisfall mit seinen Spalten zu legen: "Mit Helikoptern kann man einige retten, aber nicht hunderte."

Nicht außer Gefahr

Hubschrauber werfen nun Seile über den höheren Camps ab, damit die Eingeschlossenen sich einen neuen Weg bahnen können. Auch die Überlebenden am Basis-Camp sind nicht außer Gefahr. Ständig erschüttern Nachbeben das Land, gehen neue Lawinen ab.

Unklar ist vorerst, wie die Situation an anderen Bergen oder Trekkingrouten ist. Die Informationen aus den abgelegenen Gebieten fließen spärlich. Alpinist Reinhold Messner ist überzeugt, "dass die Toten viel mehr sein werden, weil die Nachrichten erst nach Tagen in die Hauptstadt, nach Kathmandu kommen". (möc, neu, APA, DER STANDARD, 27.4.2015))