Im Dunkeln ist leicht funkeln. Die Sterne bemühen sich seit 25 Jahren um geistvollen deutschen Funk, diese Woche auch um Österreich. Viel Glück.

Foto: fluc

Innsbruck - Die Hamburger Band Die Sterne ist wieder auf Tour. Das Weltall ist zu weit hieß ihr siebtes Studioalbum von 2004 - Innsbruck, Salzburg, Wien und Ebensee sind aber nah genug, wenn die Combo ihre aktuelle, elfte Platte Flucht in die Flucht live vorstellt.

Was Ende der 1980er-Jahre im ostwestfälischen Provinznest Bad Salzuflen mit Serge-Gainsbourg-Coverversionen begann, setzte Sterne-Sänger Frank Spilker mit drei Mitstreitern in den 1990ern als Mitbegründer der sogenannten Hamburger Schule (Tocotronic, Blumfeld ...) an der Nordsee fort.

Kennzeichen dieses hanseatischen Zitatpop ist auf Textebene die Vermischung von Privatem und Politischem. Vor gut zehn Jahren haben Die Sterne Andeutungen gegen unmissverständliche politische Aussagen getauscht.

Mit Klartext bemühten sich Spilker und Co um das Erbe der legendären Politrocker Ton Steine Scherben. Musikalisch wehte eine frische Brise bei den Hamburgern. Der swingende Deutschpop wurde auf Das Weltall ist zu weit mit Schweinerockriffs auffrisiert. 2010 war es von der Hamburger Schule bis in die Münchner Disko kein besonders weiter Weg.

Den Hang, ihre Musik mit Funk aufzufrischen, hatten sie schon früh, auf dem Album 24/7 wurden Depressionen auf dem Tanzboden bekämpft.

Nach einer Chinatournee erschien 2014 Flucht in die Flucht. Chormäßig werden die zum Trio geschrumpften Sterne von den jungen Hamburger Bands Zucker, Der Bürgermeister der Nacht und Schnipo Schranke unterstützt. Musikalisch ließ man sich eher von 1960er-Psychedelic-Partien inspirieren. Ein feiner Mix aus Folk, Funk, Soul und im Sterne-Kosmos neuen Sounds, die nach Dinosaur Jr. oder den Butthole Surfers klingen können. Vorband in Innsbruck: Snøffeltøffs. Sonst: Chris Imler. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 28.4.2015)