Wien - Die erste vollumfänglich von Karin Bergmann als Direktorin verantwortete Burgtheater-Spielzeit beginnt am 4. September mit Der Revisor (Regie: Alvis Hermanis). Nikolai Gogols Kostenprüferkomödie will (vorbei an unschönen Erinnerungen an das hauseigene Finanzgebaren) an die Verantwortung von Politikern appellieren, so die Direktorin bei der Saison-Pressekonferenz am Montag. Zu den Uraufführungen der Saison 2015/16 zählen - in chronologischer Reihenfolge: Maja Haderlaps Engel des Vergessens (Regie: Georg Schmiedleitner, Akademietheater), dosenfleisch von Ferdinand Schmalz (Kasino), Peter Handkes Suada Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße - inszeniert von Claus Peymann (Februar 2016) sowie ein Projekt von Árpád Schilling mit dem Arbeitstitel 200 Kilometer über Menschen, die aus Ungarn emigrieren.

Andreas Kriegenburg bringt ein noch nie am Burgtheater gespieltes Stück von Maxim Gorki im Oktober zur Premiere: Wassa Schelesnowa; Hausregisseur David Bösch inszeniert Werner Schwabs Die Präsidentinnen sowie im März dann Tschechows Drei Schwestern. Spät, aber doch findet auch Herbert Fritsch seinen Weg an die Burg, mit Molières Der eingebildete Kranke im Dezember. Österreichische Erstaufführung feiern Sibylle Bergs Und jetzt: die Welt! über die Zwischenbilanz einer jungen Frau, Harold Pinters Dekadenz-Panorama Party Time in der Regie von Milos Lolic sowie Yasmina Rezas Bella Figura (Regie: Dieter Giesing), das seine Uraufführung nun im Mai an der Berliner Schaubühne hat.

Nunes, Stückl, Kusej

Die Zusammenarbeit mit Andrea Breth möchte Direktorin Karin Bergmann wieder intensivieren, beginnend mit einer Inszenierung von John Hopkins' Die Geschichte von Ihnen über die Projektionen eines Kriminalbeamten (Jänner). Das Pariser Erfolgsstück Die Wiedervereinigung der beiden Koreas von Joël Pommerat erreicht im April das Akademietheater. Für noch nicht festgelegte Projekte wurden Antú Romero Nunes sowie Christian Stückl verpflichtet. Martin Kusej soll ab 2016/17 zurückkehren.

Im Rahmen von "Junge Burg", die nun ein letztes Jahr von Annette und Peter Raffalt betreut wird, inszeniert Cornelia Rainer Pünktchen und Anton sowie einen Hamlet für Teenager. Weitere Nachwuchspflege betreibt das Burgtheater durch künftige Kooperationen mit dem Retzhofer Dramapreis sowie den Autorentheatertagen des Deutschen Theaters Berlin.

Neu zum Ensemble stoßen ab Herbst Marie-Luise Stockinger, Andrea Wenzl, Christoph Radakovits und Martin Vischer, während Jasna Fritzi Bauer und Daniel Sträßer künftig frei arbeiten werden. Das Haus verfügt derzeit über 68 Schauspielerinnen und Schauspieler, über dreißig weniger als noch vor fünfzehn Jahren.

Der kaufmännische Direktor Thomas Königstorfer stellt erstmals einen Kartenerlös jenseits von acht Millionen Euro in Aussicht: bei Erhöhung der Kartenpreise zwar, aber auch bei weniger Vorstellungen. (afze, DER STANDARD, 28.4.2015)