Es ist das Symbol der Wegwerfgesellschaft: das Plastiksackerl. 200 Stück verbraucht jeder der 508 Millionen EU-Bürger pro Jahr. Neun von zehn Plastiksackerln landen nach einmaligem Gebrauch und rund 20 Minuten im Müll. Da nur Sackerln mit einer Stärke von mehr als 0,015 Millimetern berücksichtigt werden, wirkt das Ergebnis zahnlos.

Gerade für Österreich hat die Entscheidung wohl wenig Auswirkungen. Laut aktuellen Zahlen der EU-Kommission werden pro Jahr und Kopf 45 Einwegplastiksackerln verwendet. Die Reduktion um fünf Sackerln bis 2020 ist kein ehrgeiziges Ziel.

"Wir wollen Plastiksackerln nicht abschaffen, sondern reduzieren", betonte die EU-Parlamentarierin Margrete Auken vor der Abstimmung. "Wir wollen weder den Konsumenten noch die Plastikindustrie bestrafen, aber es sind radikale Maßnahmen notwendig", sagt sie hinsichtlich der Verschmutzung der Meere und Flüsse.

Laut EU-Kommission haben die dünnen Sackerln, in Österreich etwa in der Obst- und Gemüseabteilung erhältlich, eine wichtige Funktion für hygienische Verpackung. Zudem sollen sie einer Lebensmittelverschwendung vorbeugen, da Obst und Gemüse nach Bedarf gekauft werden können. Die Antwort, wieso es gerade dazu keine Alternativen geben soll, bleibt die Kommission schuldig. Auf Märkten und in Supermärkten ohne Verpackung, die gerade europaweit erfolgreich ihre Tore öffnen, können Früchte, Gemüse und Kräuter auch einzeln ausgesucht und in wiederverwendbaren Säcken gemeinsam transportiert werden. Zu Hause muss sich der Konsument nicht über Plastikmüllberge ärgern. Der Paradeiser wird nicht verunreinigt, wenn er sich den Transport mit Gurke und Petersilie teilt.

Der Titel der Grafik in der Pressemappe, die am Montagabend an Journalisten verteilt wurde, klingt in diesem Zusammenhang hoch gegriffen: "The end of plastic bags". Dafür sind mutigere und konsequentere Schritte notwendig.

Dennoch wäre es falsch, das Ergebnis nur zu kritisieren. "Es ist ein erster Schritt, aber sicher nicht der letzte", zeigte sich Auken in Straßburg zuversichtlich. Zudem gibt es einen Punkt zu betonen: Die europäische Abfallgesetzgebung hat damit das erste Mal in 40 Jahren für alle EU-Mitgliedsstaaten verbindliche Maßnahmen beschlossen. Das ist ein historischer Schritt mit Symbolkraft. (Julia Schilly, derStandard.at, 28.4. 2015)