Graz - Die chronische Herzschwäche führt dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Im fortgeschrittenen Stadium ist die Überlebenschance oft schlecht. Eine Entdeckung von internationalen Forschern unter Beteiligung der Medizinischen Universität Graz könnte einen neuen Therapieweg öffnen.

Die Überlebensrate sei im fortgeschrittenen Stadium oft schlechter als bei vielen Tumorerkrankungen, sagt Peter Rainer von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Med-Uni Graz. An der Johns Hopkins University in Baltimore (USA) forschte er in den vergangenen Jahren an den molekularen Ursachen der kardialen Hypertrophie - der Verdickung des Herzmuskels und der daraus resultierenden Herzschwäche.

Gemeinsam mit seinen amerikanischen Kollegen hat er ein bisher nicht mit der Herzschwäche in Verbindung gebrachtes Molekül identifiziert, dessen Hemmung die Behandlung der Erkrankung optimieren könnte.

PDE9 als weiteres Schlüsselmolekül

Bisherige Studien hätten bereits belegt, dass der zelluläre Botenstoff cGMP ein weiteres Enzym (Prokinase G) aktiviert, wodurch das Herz vor Verdickung des Herzmuskels (Hypertrophie) und anschließender Herzschwäche geschützt wird. "Eine Fehlregulationen des cGMP wurde daher schon seit geraumer Zeit in Verbindung mit der Herzschwäche gebracht", erklärt Rainer.

Forscher sind bisher davon ausgegangen, dass cGMP vor allem durch das Enzym 5PDE5 abgebaut wird. Molekülarbiologen und Mediziner machten sich daher bislang Gedanken, wie durch die Hemmung von 5PDE5, der Botenstoff cGMP über dem Schwellenwert gehalten werden könnte, damit er langfristig schützend auf das Herz einwirken könnte.

Peter Rainer und seine Kollegen erkannten in ihren aktuellen Forschungen jedoch, dass es mit der Phosphodiesterase PDE9 ein weiteres Schlüsselmolekül gibt, das sich ungünstig auf das cGMP-Level auswirkt. Dieses Enzym ziele auf einen Bereich von cGMP, der durch die 5PDE5-Hemmung offenbar bisher nur unzureichend beeinflusst wurde, schildert Rainer, der die Entdeckung kürzlich im Fachjournal "Nature" als Co-Autor publiziert hat. Dem Forscherteam ist in Versuchen im Labor der Beweis gelungen, dass die Hemmung von PDE9 mithilfe von genetischer Manipulation oder auf pharmakologischem Weg das Potenzial habe, um Hypertrophie und Herzschwäche wirkungsvoll zu reduzieren.

Als günstig hat sich erwiesen, dass PDE9-Inhibitoren bereits bekannt sind: Die Sicherheit des pharmakologischen PDE9-Hemmers sei bereits bei Anwendungen an beispielsweise Alzheimer-Patienten geprüft worden, sagt Rainer. (APA, derStandard.at, 28.4.2015)