Innsbruck - Der Flurfunk im Tiroler Landhaus hat sich nun offiziell bestätigt: Florian Kurzthaler, kürzlich noch stellvertretender ÖVP-Landesgeschäftsführer, wird der neue Chef des Landespressedienstes werden. Seine vermutete Bestellung sorgte in Tirol bereits im Vorfeld für Aufregung. Von "Postenschacher zum Fremdschämen", sprach die Opposition. "Offenbar will man zugunsten eines Parteizöglings eine bestens qualifizierte Frau übergehen", warnte die Tiroler SPÖ.

Gemeint ist damit Christa Entstrasser-Müller, die langjährige Stellvertreterin in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit. "Unbenommen der Qualifikation des Bewerbers, der zum Zug kam, steht die Frage im Raum, mit welcher Begründung auf die Beförderung der logischen Nachfolgerin verzichtet wurde, zumal man damit einen Beitrag zur Erhöhung der Frauenquote hätte leisten können", sagt Ferdinand Karlhofer, Leiter des Instituts für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. "Die Optik wird nun wohl auch noch für längere Zeit schief bleiben."

"Chance verpasst"

Der Posten war zwar intern ausgeschrieben worden, die Entscheidung konnte der Landeshauptmann letztlich jedoch allein treffen. "Man braucht die besten Leute am richtigen Platz", sagte Günther Platter (ÖVP) am Dienstag. Kurzthaler war erst vor wenigen Wochen ins Büro des Landeshauptmanns und damit ins Landhaus gewechselt - eine Voraussetzung, dass seine Bewerbung berücksichtigt werden konnte. Die "absolut richtige Wahl", kommentierte Platter seine eigene Personalentscheidung.

Der grüne Koalitionspartner scheint weniger überzeugt zu sein: "Mit dieser Bestellung wurde die Chance verpasst, verkrustete Strukturen zu durchbrechen", sagte Klubobmann Gebi Mair. Das gewählte Verfahren würde "dem grünen Verständnis widersprechen", wie Positionen im öffentlichen Dienst zu besetzen seien.

Kriterien für Besetzungen

"Die Anwendung einer solchen Praxis nur in Tirol zu vermuten erscheint mir sehr verkürzt", sagt der Innsbrucker Politologe Reinhold Gärtner. "Im Sinne der Transparenz sollte man alle staatlichen und staatsnahen Bereiche durchleuchten, nach welchen Kriterien Posten besetzt werden." (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 29.4.2015)