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Google macht Geld locker, um mit Medienhäusern in Journalismus zu investieren. Alleine im ersten Quartal 2015 stieg der Überschuss des Unternehmens von 3,45 auf 3,59 Millarden Dollar.

Foto: AP/Mayo

London/Wien - Eines eint ORF, Privatsender und Zeitungen: Onlineriesen wie Google und Facebook als Konkurrenten um Publikum und Werbegeld - womöglich mit denselben Medieninhalten.

Markus Breitenecker (ProSiebenSat.1Puls4), Vize des Privatsenderverbands, spricht seit 2013 vom "Schulterschluss" gegen den "wahren Feind" Google, mit dessen Tochter Youtube er zugleich über lukrative Verwertungskonditionen verhandelt.

Breitenecker wird Mittwoch bei einer Branchendebatte mit Medienpolitikern auf Alexander Wrabetz treffen. Der ORF-Chef verweist häufig auf internationale Konzerne, wenn es gilt, den Marktbeherrscher ORF kleiner wirken zu lassen. Wrabetz stellte Dienstag eine Studie der Uni Salzburg vor. Thema: öffentlich-rechtlicher Mehrwert wie jener des ORF müsse sich auch in sozialen Netzwerken entfalten.

Praktisch zeitgleich präsentierte Google in London eine Kooperation mit europäischen Medien - "Frankfurter Allgemeine", "Die Zeit", "Guardian", "Financial Times", "Les Echos", "El País", "La Stampa" und NRC Media in den Niederlanden.

Google macht 150 Millionen locker

Carlo D'Asaro Biondo, bei Google zuständig für strategische Partnerschaften in Europa, erklärte, der Suchmaschinenriese wolle an nachhaltigen Geschäftsmodellen für Nachrichten mitarbeiten. 150 Millionen Euro wolle Google über drei Jahre in journalistische Projekte in Europa investieren.

Wrabetz zeigte sich Dienstag skeptisch. So "enorm" er Googles Beitrag zur medialen Entwicklung schätze - er will erst sehen, ob das eine Kooperation "auf Augenhöhe" wird oder - siehe Kolonialismus - "Glasperlen für Vertreter lokaler Eliten". Bei rund 60 Milliarden Dollar globalem Werbeumsatz, und zweistelligen Milliarden aus Europa hätten "150 Millionen an ausgewählte Verlage einen Stick ins Lächerliche".

Gerald Grünberger vom Zeitungsverband ist ähnlich skeptisch: Hier zeigten wohl EU-Wettbewerbsverfahren und Überlegungen für europaweiten Leistungsschutz Wirkung.

In Deutschland prozessiert etwa die Hälfte der Verlage gerade mit Google um 180 bis 350 Millionen Euro für die Nutzung ihrer Inhalte. (fid, 28.4.2015)