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2013 erweiterte eine neue Richtlinie in den USA den Kreis der potentiellen Statin-Patienten. Die Hälfte der Über-40-Jährigen soll demnach den Cholesterin-Senker präventiv einnehmen. Die Nebenwirkungen bei Erektionsproblemen können sowohl positiv als auch negativ sein.

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Statine gehören zu den weltweit häufigsten Medikamenten gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Cholesterinsenker schlagen auch Wellen in anderen Bereichen der Medizin, etwa in der Behandlung von Krebspatienten oder bei Demenz. Nun steht die männliche Potenz im Fokus – mit gemischten Ergebnissen.

Halb so effektiv wie Viagra

Eine 2014 im Journal of Sexual Medicine erschienene Studie ging der Wirkung auf das Sexualleben der männlichen Patienten nach. Die Analyse von elf früheren Studien ergab, dass Männer mit hohem Cholesterinspiegel tatsächlich eine Verbesserung bei Erektionsproblemen erleben. Statine wirken sich deutlicher aus als ein gesünderer Lebensstil und erzielen ein Drittel bis die Hälfte der Wirkung von Phosphodiesterase-5-Hemmern. Auch diese Medikamentenklasse wurde zuerst als Herz-Medikament getestet – ein Vertreter davon ist heute unter dem Namen Viagra bekannt.

Für die positive Wirkung gibt es eine plausible Erklärung. Sowohl bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen als auch bei Erektionsstörungen gilt ein hoher Cholesterinspiegel als Risikofaktor. Obwohl der Haupteffekt der Statine bei verminderter Potenz zu helfen scheint, könnten die Nebeneffekte die Vorteile aber wieder aufheben. Patienten klagen nach der Arzneimittel-Einnahme häufig über Muskelschwäche und Müdigkeit. In einer früheren Studie an der University of California berichteten Männer bei Statin-Einnahme etwa über Probleme zum Höhepunkt zu kommen.

Cholesterinsenker für die breite Bevölkerung

Seit einer Änderung einer Richtlinie 2013 soll in den USA etwa die Hälfte der über 40-Jährigen vorsorglich mit Cholesterin-Senkern behandelt werden. Die breite Anwendung hat ihre Tücken, wie Forscher kürzlich im Journal of the American College of Cardiology berichteten. Denn für Männer und Frauen oder für verschiedene Altersgruppen trifft die Einschätzung des Risikos unterschiedlich gut zu. Die Autoren der Studie raten zu einer gemeinsamen Absprache zwischen Arzt und Patienten.

Auch sensible Themen wie Erektionsprobleme können dabei zur Sprache kommen. Auf das männliche Sexualleben können sich die Medikamente nach heutigem Stand der Forschung jedenfalls in beide Richtungen auswirken: positiv und negativ. (stum, derStandard.at 1.5.2015)