Wien - Nach Sonnenuntergang war es in Vindobona finster. Allerdings bei weitem nicht so finster, wie man sich das heute vorstellen würde, wie Karin Fischer Ausserer, Leiterin der Wiener Stadtarchäologie, betont. Dafür sorgten nicht nur Kerzen und Fackeln, sondern auch durchaus ausgeklügelte Lampen. Das Römermuseum Wien widmet sich dem antiken Licht nun in einer Ausstellung.

Bis zum 3. April 2016 wird am hohen Markt nicht nur der Bedeutung des Lichts in Vindobona nachgegangen, sondern auch die Umsetzung im Alltag thematisiert. In Grabungen hat die Wiener Stadtarchäologie im ehemaligen römischen Legionslager, der Militärsiedlung und der Zivilstadt Vindobona unterschiedlichste Lampen gefunden. Diese werden nun ebenso zu sehen sein wie Alltagsszenen - etwa eine Darstellung eines Abendessens im Lampenlicht.

Licht mit symbolischer Bedeutung

Licht bedeutete aber nicht nur die Bewältigung des Alltags nach Sonnenuntergang: "Licht war etwas Besonderes und hatte auch symbolische Bedeutung. Die Menschen glaubten an die reinigende Kraft des Feuers und hofften damit das Böse fernzuhalten", erklärte Fischer Ausserer. Besondere freudige Anlässe unterstrich man ebenfalls mit Flammen. Ausreichende Beleuchtung bedeutete aber auch über einen gewissen Status zu verfügen: "Für Staatsakte und kultische Handlungen diente Licht der Repräsentation und zur Inszenierung."

Reichen Römern wurden auf der Straße Fackeln oder Lampen vorausgetragen, im Hausinneren verließen sich wohlhabende Familien auf Lampen, oft an Ständern angebracht und zwischen den Liegesofas aufgestellt, oder auf Hängelampen und aufwendige Kandelaber. "Je nach Bevölkerungsschicht gab es günstigere oder kostspielige Leuchtmittel. Von der Tonlampe mit Talg gefüllt bis hin zum Kandelaber aus Bronze. Besonders günstig waren in Serie hergestellte einfache Tonlämpchen", so die Leiterin der Stadtarchäologie.

Aber auch einfache Bewohner mussten nicht bei völliger Dunkelheit durch die Straßen von Vindobona wandeln. Denn Laternen oder Fackeln, die häufig neben der Haustüre oder dem Eingang eines Geschäftes angebracht wurden, sorgten zumindest für ein wenig Helligkeit. "Diese Fackeln brannten etwa 38 mal heller als eine Kerze", schilderte Fischer Ausserer.

Das vorhandene Material

Einfache Fackeln wurden aus Holzstöcken konstruiert, die mit einem getränkten Seil umwickelt wurden. Teils griff man auch auf Topffackeln zurück - diese waren mit Pech gefüllt und besaßen einen Docht. Auch innerhalb der eigenen vier Wände waren die Römer kreativ: Schalenartige Lampen mit Schwimmdocht gaben indirektes Licht nach oben, Schnauzenlampen machten mit Licht nach unten das Lesen einfacher.

Aber auch bei den Brennstoffen gab es Qualitäts- und damit natürlich auch Preisunterschiede. Günstig gab es etwa Tiertalg. "Beliebter war allerdings Olivenöl, da es beim Verbrennen weniger Ruß erzeugte. Dieses musste jedoch importiert werden und war daher kostspieliger", so die Stadtarchäologie-Chefin. Kerzen wurden meist aus Bienenwachs erzeugt, der Docht bestand aus Pflanzenfasern oder aus Stoffstücken.

Die Ausstellung soll nun einen "Überblick über das Gesamtmaterial von Vindobona" von militärisch bis zivil und einfach bis prunkvoll geben - denn seit Jahren betreibt die Stadtarchäologie das Projekt "Die Lampen von Vindobona". Dabei seien die verschiedensten Leuchtmittel zusammengekommen: Etwa Lampen vom Judenplatz, wo sich das Legionslager befand oder vom Michaelerplatz, wo die Canabae Legionis (Lagervorstadt) ihre Zelte aufschlug. Aber auch die Zivilsiedlung in Erdberg, rund um den Rennweg, habe sich als Fundgrube erwiesen. (APA/red, derStandard.at, 3.5. 2015)