Einen interessanten Versuch haben die Macher des quelloffenen "Civilization 2"-Nachbaus "Freeciv" unternommen. Sie ließen in der Web-Version ihres Rundenstrategiespiels testweise 100 vom Computer kontrollierte Zivilisationen aufeinander los. Inspiriert ist die Idee vom "Battle Royale", einer großen Multiplayer-Schlacht unter Reddit-Nutzern in "Civilization".

20.000 Felder, 534 Runden, 48 Stunden

Als Umgebung für die Auseinandersetzung epischen Ausmaßes diente eine zufallsgenerierte Karte mit etwa 60 Prozent zusammenhängender Landmasse, einem zentralen Meer mit nördlicher Landbrücke sowie einer Reihe kleiner Inseln. Insgesamt fasste die virtuelle Erde 20.000 Felder.

Das Spiel dauerte 534 Runden über eine Zeit von 48 Stunden. Dabei wurde die 4,7-GHz-CPU des Servers konstant zu 100 Prozent ausgelastet. Den Fortschritt der Partie dokumentierte man in Form von Screenshots, die alle zehn Runden erstellt wurden. Daneben erfasste man auch diverse Statistiken.

Die Karte der Massenauseinandersetzung nach 421 Runden.
Foto: Freeciv

Basken siegen vor Kaschuben

Nach Siegpunkten erwiesen sich letztlich die Basken unter Antso III Gartzes Naguisa (321 Punkte) als stärkster Teilnehmer im Feld, gefolgt von den Kaschuben unter Msciwoj II (305) und den Paschtunen von Akbar Khan (281).

Anzumerken ist auf Basis der Statistiken, dass sich vor allem das siegreiche Volk schon früh absetzen konnte und gut 400 Züge lang seinen Spitzenplatz verteidigte. Der Kampf um Platz zwei währte etwa 300 Runden lang, ehe die Kaschuben sich von den Litauern und der Kiewer Rus absetzen konnten. Die Paschtunen, lange im Mittelfeld, arbeiteten sich erst in der Endphase des Spiels nach vorne.

Spielverlauf nach Siegpunkten.
Foto: Freeciv

Sieger war bereits unter Druck

Die Basken dominierten das Spiel trotz ihrer hohen Punktezahl längst nicht in allen Belangen. Die Kaschuben lagen am Ende bei Gesamtpopulation, besiedeltem Areal, Einheiten und Städten voran. Außerdem hatten sie sich einen leichten technologischen Vorsprung erarbeitet. Mit einiger Wahrscheinlichkeit hätten sie bei weiterer Fortdauer wohl die Führungsposition von der stagnierenden baskischen Zivilisation übernommen.

Den Entwicklern ist besonders aufgefallen, dass keine KI in der Lage war, die komplette Karte einzunehmen. Tatsächlich scheint über die gesamte Spielzeit auch keine einzige Zivilisation komplett vernichtet worden zu sein. In längeren Partien mit zahlreichen Teilnehmern scheint der Intelligenz-Algorithmus bei "Freeciv" also zu einem andauernden Wettbewerb mit nur wenigen dominanten Parteien zu neigen. Welche Spielbedingungen für den Versuch konfiguriert waren, ist leider nicht bekannt.

Die Top Ten nach allen 534 Runden.
Foto: Freeciv

Ideen gesucht

Die Entwickler suchen nun nach weiteren Ideen für neue Experimente. Sie selbst regen als Beispiel an, beim nächsten Mal Allianzen aus verschiedenen Staatsformen (Republik, Monarchie, Demokratie et cetera) gegeneinander kämpfen zu lassen. (gpi, 7.5.2015)