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Im Tech-Sektor sehen Experten enormes Potenzial, weil Kunden mittlerweile auf mehreren Geräten erreichbar sind. Das Spiel Candy Crush etwa sorgt für sprudelnde Gewinne beim App-Entwickler.

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Wien - Wer heute auf Aktien setzt, kommt am Technologiesektor nicht vorbei. Das Umfeld spreche zudem für die Branche, sagt Mike Judith, Vizepräsident der norwegischen DNB Asset Management, der zudem das Geschäft mit internationalen institutionellen Kunden verantwortet - denn ein neuer Investitionszyklus starte gerade. Viele Unternehmen hätten in der Krise ihre Bilanzen aufgeräumt und Geldreserven aufgebaut. "Jetzt fangen diese Unternehmen wieder an, Investitionen zu tätigen und ihre Systeme upzudaten, und davon profitieren vor allem die Technologieunternehmen", sagt Judith im Gespräch mit dem STANDARD.

Nutzerverhalten verändert sich

Viele Unternehmen seien zudem zu Investitionen gezwungen, weil sich das Nutzerverhalten der Kunden verändere. Da müssten Unternehmen einfach Schritt halten und reagieren. Da erst rund 40 Prozent der Weltbevölkerung online seien, sieht Judith noch viel Potenzial für die Branche. Vor allem mit der rasanten Verbreitung der Smartphones würden viele Bereiche berührt.

Ein Beispiel dafür ist der Spiele-Sektor. Früher war dieser Bereich ein alleiniges Match der Geräte- und Konsolenhersteller. "Heute sind Kunden via Smartphones viel schneller erreichbar", sagt Judith. Welcher Erfolg dabei entstehen kann, zeigt das Unternehmen King Digital - Erfinder des App-Spiels Candy Crush. Mit der simplen Idee, virtuelle Süßigkeiten vom Bildschirm zu klicken, hat King Digital 2013 einen Gewinn von mehr als einer halben Milliarde Dollar gemacht. Sein Geld verdient der Entwickler mit In-App-Verkäufen, die für das Spiel wichtig sind. Mehr als 90 Millionen Nutzer werden mittlerweile pro Tag gezählt.

Neue Nutzer, neues Verhalten

Vor allem in den internetbasierten Diensten sieht Judith große Chancen. Denn wann immer ein Service in der Benutzung stressfrei sei und dem Kunden Vorteile bringe, sei der Hype groß. So habe sich der Fahrtendienst Uber mittlerweile bewährt und expandiere kräftig. Bis 2020 wolle Uber rund eine Million Fahrer neu einstellen. Auch das Buchen von Reisen habe sich mit dem Internet komplett verändert, was vor allem traditionelle Reisebüros spürten.

Das TV-Verhalten ändere sich durch Angebote wie Netflix und Co laufend. Vor allem die Altersgruppe der 16- bis 25-Jährigen schaue immer weniger fern, weil Inhalte online konsumiert würden - allen voran über Youtube. Dennoch fließen - zumindest in Norwegen - noch die Hälfte der Werbegelder an die TV-Stationen, und erst vier Prozent gehen in mobile Formate. Wenn hier ein Switch stattfinde, komme zunehmend Dynamik in den Technologiesektor.

Value-Ansatz

Mit dem Fonds DNB Technology verfolgen die Fondsmanager einen Value-Ansatz, "bei dem wir uns auch einmal bewusst gegen den Markt stellen", sagt Judith. Damit habe es DNB geschafft, mit der Performance des Fonds den Markt seit 2001 zu übertreffen. Bei all den Hypes im Technologiebereich dürfe man aber die kritische Distanz nicht verlieren. "Man muss immer die Wertschöpfungskette ansehen und schauen, wer den Markt antreibt und wer das Geschäft generiert", sagt Judith.

Mittlerweile würde der Tech-Sektor in globalen Aktienindizes rund 20 Prozent ausmachen. "Damit hat die Branche auch das Nischendasein verlassen", sagt Judith. Dass Tech-Titel bei den Börsengängen in den vergangenen Jahren auch mit astronomischer Bewertung an die Märkte gingen, verunsichert Judith nicht. Von einer Blase spricht der Experte nicht. "Der Sektor ist immer noch gut und fair bewertet", fasst Judith zusammen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 30.4.2015)