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In den Fußstapfen, aber nicht im Schatten ihres Vaters: Chiles neue Sozialistenchefin Isabel Allende.

Foto: REUTERS / Rodrigo Carrido

Dass sie im Ausland oft mit ihrer Cousine, der gleichnamigen Schriftstellerin, verwechselt wird, daran hat sich Isabel Allende längst gewöhnt. In Chile hingegen ist das Gesicht der Senatorin viel präsenter als das der in den USA lebenden Autorin. Die dritte Tochter von Expräsident Salvador Allende war diejenige, die am treuesten in die Fußstapfen des Vaters trat. Nun übernahm sie die Führung der Sozialistischen Partei des Landes.

Die Aufbruchsjahre unter der Führung ihres Vaters erlebte sie als Teenager und Studentin. Sie prägen sie bis heute: "Ich erinnere mich an den Präsidentschaftswahlkampf meines Vaters, wie wir von Dorf zu Dorf zogen und die Begeisterung ständig wuchs", erzählt die 70-Jährige. Besonders beeindruckte sie das Talent ihres Vaters zu kommunizieren.

Im Alter von 17 Jahren begann sie, Soziologie zu studieren, nach ihrem Abschluss fünf Jahre später unterstützte sie ihren Vater, der inzwischen Präsident war - etwa bei der Agrarreform, als Journalismusdozentin und politische Analytikerin. Zwischendurch war sie kurz verheiratet, bekam einen Sohn, ließ sich scheiden, heiratete erneut, bekam eine Tochter.

Die letzte, die Abschied nahm

Am Tage des Militärputschs 1973 war sie die letzte Person, die es noch vor der Bombardierung in den Präsidentenpalast schaffte und sich von ihrem Vater vor seinem Tod noch verabschieden konnte. Ihr Mann brachte inzwischen die Kinder in Sicherheit. Die Familie ging nach Mexiko ins Exil, Allende machte dort einen Master in Sozial- und Politikwissenschaft und stritt 17 Jahre für die Rückkehr zur Demokratie in Chile.

1988 kehrte sie erstmals unter Todesdrohungen nach Chile zurück, um in der Kampagne der Sozialistischen Partei für das Nein beim Referendum gegen Diktator Augusto Pinochet mitzumachen.

Sie ist eine der wenigen Politikerinnen in Chile, die ihren Überzeugungen stets treu geblieben sind, über sie schwebte in ihrer Zeit als Abgeordnete seit 1993 nie der Verdacht der Korruption. Im März 2014 legte sie als Senatspräsidentin der wiedergewählten Präsidentin Michelle Bachelet die Amtsschärpe um. Ein Bild für die Geschichtsbücher: zwei Frauen, zwei Sozialistinnen, zwei Opfer der Militärdiktatur. Auch Bachelet verlor ihren Vater - ein General, der in den Folterkellern der rechten Junta starb.

Allende blieb der Präsidentin stets treu, auch als diese vor einigen Wochen wegen anrüchiger Immobiliengeschäfte ihrer Schwiegertochter unter Beschuss geriet. (Sandra Weiss, DER STANDARD, 30.4.2015)