Maria Vassilakou will die Wiener Ringstraße neu erfinden. Gut, kann man nur sagen, macht's das. Im Ernst.

Die Ringstraße ist derzeit eine Stadtautobahn mit schönen Kulissen aus der Kaiserzeit. Sie lebt nicht wirklich. Vor 100 Jahren war sie ein Flanierboulevard, wie man aus Karl Kraus' Die letzten Tage der Menschheit weiß ("1. Szene: Wien. Ringstraßenkorso. Sirk-Ecke. Ein Sommerfeiertagabend. Leben und Treiben. Es bilden sich Gruppen").

Heute bildet sich auf der Fahrbahn ein Autostau, an den Rändern ein paar Touristen, aber die Prachtgebäude links und rechts sind so gut wie gar nicht einbezogen. Die Ringstraße ist, bis auf wenige Stellen, nicht wirklich ein Aufenthaltsort für Menschen. Nicht bagatellisieren darf man die Frage, wo der beträchtliche Autoverkehr hin soll. Ganz verbannen wollen ihn auch Vassilakou und die Grünen nicht. Auch die Experten aus Barcelona und Kopenhagen, von denen sich Vassilakou Studien erarbeiten lassen hat, wollen die Autos nicht ganz weghaben.

Jedenfalls ist die gerade Ansage der Vizebürgermeisterin, sie wolle da etwas gravierend ändern, besser als frühere Hintenherumaktionen, um die Autofahrer zu vergraulen. Hinweis: Immer weniger jüngere städtische Menschen wollen ein Auto haben.

Und was wird der Häupl Michi, den die Maria "nicht immer so ärgern soll" , dazu meinen? Wenn er ein "G'spür für Wien" hat, ist er dafür. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 30.4.2015)