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Fed-Chefin Janet Yellen.

Foto: EPA/JIM LO SCALZO

Washington – Mit einem kräftigen Satz nach oben hat der Euro auf die Zinssitzung der US-Notenbank Fed und die jüngsten Wirtschaftsdaten reagiert. "Die Phase der unbedingten Dollar-Rallye ist für den Moment gestoppt", kommentiert Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin vom Private Banking der Unicredit, den Anstieg der Gemeinschaftswährung auf rund 1,12 US-Dollar.

"Dabei war die große Überraschung mehr das US-Wachstum als das Fed-Meeting." Mit einem Zuwachs von 0,2 Prozent auf Jahressicht ist das US-BIP im ersten Quartal deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben, was die Fed teilweise auf "vorübergehende Faktoren" wie den äußerst harten Winter, die Stärke des Dollars in den vorangegangenen Monaten oder den Streik der Hafenarbeiter zurückführt.

Dennoch dürfte sich das konjunkturelle Pendel wieder in Richtung Europa zubewegen, wo sich zuletzt die Anzeichen einer wirtschaftlichen Belebung gemehrt haben. Auch die Risiken einer Deflationsspirale nehmen weiter ab, die Verbraucherpreise in der Eurozone haben im April nach vier Rückgängen in Folge stagniert. In Deutschland haben die Preise den dritten Monat in Folge zugelegt und lagen im April um 0,3 Prozent über dem Vorjahresniveau.

Dynamik geht verloren

Trotz des konjunkturellen Auftriebs könnte sich die jüngste Euro-Stärke bald an Dynamik verlieren, wenn sich die Zinsentwicklung zugunsten des US-Dollars verschiebt. Denn trotz der zuletzt lahmenden US-Wirtschaft hält die Fed an ihrem Kurs in Richtung Zinsanhebung fest, hat aber jeden Hinweis auf den Zeitpunkt aus ihrem Kommentar gestrichen. "Das wurde insgesamt eher in Richtung expansiv, also keine schnelle Zinserhöhung, interpretiert", sagt Rosen-Phillipp. Sie erwartet weiterhin, dass der erste Zinsschritt im September erfolgen wird. "Eine Erhöhung im Dezember ist sehr unwahrscheinlich. Nach einer so langen Phase tiefer Zinsen wird man nicht zum Jahreswechsel anheben."

Wie die Mehrzahl der Analysten hält auch Rainer Singer von der Erste Group den September für den wahrscheinlichsten Zeitpunkt der ersten Zinserhöhung seit Juni 2006. Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Dezember 2008 verweilt der US-Leitzins auf dem Rekordtief von 0 bis 0,25 Prozent. Singer verweist allerdings darauf, dass die Fed den Juni nicht als "unwahrscheinlich" für eine Zinsanhebung bezeichnet habe. "Offensichtlich wollten die Ausschuss-Mitglieder eine Eingrenzung ihrer möglichen Entscheidungen nicht vornehmen und die Daten bis Mitte Juni abwarten", gibt der Erste-Analyst in einem Kommentar zu bedenken. (Alexander Hahn, derStandard.at, 30.4.2015)