Sie gehört zu den wichtigsten Ausflugszielen Österreichs: Wenn die Schneefräsen ihre Arbeit erledigt haben, sperrt wieder die Großglockner-Hochalpenstraße auf. Für Flachländer ist schon die Autofahrt zwischen den teils meterhohen Schneewänden ein Erlebnis. Für die bergaffinen Zeitgenossen eröffnet sich zudem ein relativ einfacher Zugang ins Hochgebirge.

Im Mai – manchmal in den Juni hinein – wissen das vor allem die Skibergsteiger zu schätzen. Wobei eines ausdrücklich festgehalten ist: Auch wenn die Straße bis auf eine Seehöhe von 2.500 Meter hinaufführt, das hier heroben ist keine Ponywiese, das ist kein Spielplatz. Das Gelände ist hochalpin und verlangt geeignete Ausrüstung und adäquates Verhalten.

Für Skitourengeher, die ein Tourenwochenende zum Saisonabschluss planen aber nicht unbedingt in die Gletscherzone von Großglockner, Johannisberg oder Wiesbachhorn wollen, bietet sich das Glocknerhaus als Stützpunkt an. Als das direkt an der Stichstraße zur Franz-Josefs-Höhe gelegene Haus 1875 errichtet wurde, reichte der Eisstrom des Pasterzengletschers noch bis unter die Hütte. Heute ist von Österreichs größtem Gletscher nur mehr ein bescheidener Rest über.

Vom Hospiz zum Hotel

Damals war das Glocknerhaus noch ein spartanischer Bau – eine Mischung aus Hospiz und Schutzhütte. Heute ist das auf 2.132 Meter Seehöhe gelegene Haus ein gemütliches Berghotel mit empfehlenswerter Küche. Tagsüber tummeln sich hier Ausflügler, Biker und Radlfahrer. Am Abend haben die Bergsteiger das Alpenvereinshaus für sich allein.

Das Glocknerhaus mit seinem Namenspatron im Hintergrund.
Foto: Roland Ertl

Entsprechende Bedingungen vorausgesetzt, bieten sich vom Glocknerhaus aus drei fast immer gespurte Skitouren an. Es handelt sich um reine Firntouren, ein früher Aufbruch ist zwingend. Für die Steilstücke sollte man auch etwas Skitechnik mitbringen. Im Vergleich zu anderen Touren in der Umgebung sind es aber Routen, die nicht nur den Extremen vorbehalten bleiben.

  • Schwerteck (3.247 m): Neben der alpinen Prominenz in der Gegend nimmt sich das Schwerteck fast bescheiden aus. Trotzdem bleibt es mit über 3.200 Meter ein mächtiger Dreitausender. Die Tour führt vom Glocknerhaus am Sommerweg hinunter zum Margaritzenspeicher und über diesen. Danach hinauf zum Elisabethfelsen und über die Nordflanke bis zu den Felsen, dann nach Westen auf die Reste des Gletschers queren und nach langer, flacher Traverse hindernislos auf den Gipfel.
  • Gamsgrubenscharte (3.096 m): Von der letzten Kehre der Straße zur Franz-Josefs-Höhe geht es über die Lawinengalerie über die Freiwandleiten auf eine Rampe über der Magneswand und dann nach Norden in einen flachen Kessel. Aus dem Bachgraben führt die Spur nach Nordwesten auf die Reste des Freiwandkees, bis linkerhand (Westen) der steile Anstieg in das Schartl den weiteren Weg vorgibt. Kenner und Könner werden aus dem Schartl (toller Glocknerblick) noch zu Fuß (Steigeisen!) über den Südgrat auf den 3.331 Meter hohen Fuscherkarkopf ansteigen.
  • Spielmann (3.027 m): Die einfachste der drei Varianten startet direkt beim Glocknerhaus und führt nach Nordosten in einen flachen Kessel, aus dem man kurz steil in die Untere Pfandlscharte ansteigt. Dann entlang des Westgrates – die letzten Meter meist zu Fuß über Schroffen – zum Gipfel. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, 1.5.2015)