Luanda - Die angolanische Opposition wirft der Polizei ein Massaker an der Zivilbevölkerung vor. Bei einem Einsatz gegen Mitglieder einer christlichen Sekte seien "mehr als tausend Menschen" getötet worden, teilte die Partei Unita am Donnerstag mit. Wehrlose Zivilisten seien "verfolgt, entführt und gejagt" worden. Es gebe zahlreiche Vermisste.

Der Polizeieinsatz zur Festnahme des Sekten-Anführers José Julino Kalupeteca in der Region Huambo liegt bereits zwei Wochen zurück. Nach offiziellen Angaben wurden damals bei Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Mitgliedern der in Angola verbotenen Sekte "Das Licht der Welt", einer Abspaltung der Siebenten-Tags-Adventisten 13 Zivilisten und neun Polizisten getötet. Nach Angaben der Polizei hatten Sektenmitglieder versucht, die Festnahme ihres Anführers zu verhindern und das Feuer auf die Beamten eröffnet. Sektenführer Kalupeteca prophezeit für das laufende Jahr den Weltuntergang. Er hatte in der Vergangenheit seine Anhänger aufgerufen, nicht an Wahlen teilzunehmen und sich nicht impfen zu lassen.

Gegend abgeriegelt

Die tatsächliche Opferzahl konnte von unabhängiger Seite nicht überprüft werden, da die Gegend seitdem abgeriegelt ist. Der örtliche Polizeichef Elias Livulo wies die Anschuldigungen der Opposition zurück. Es seien Gummigeschosse und Tränengas eingesetzt worden, "weil wir wussten, dass es sich um ein Wohngebiet handelte", sagte Livulo der staatlichen Zeitung "Jornal de Angola".

Die Menschenrechtsgruppe Maos Livres beklagte, ihr sei der Zugang zur Gegend verwehrt worden. Der Anführer der Sekte werde ohne rechtlichen Beistand festgehalten. Die Aktivisten kündigten an, die afrikanische Menschenrechtskommission und die UNO einzuschalten, falls sie weiterhin keine Auskünfte erhielten.

Die Mehrheit der 24 Millionen Angolaner sind Katholiken. Landesweit werden offiziell 83 christliche Kirchen anerkannt. Daneben existieren 1200 weitere religiöse Organisationen, darunter zahlreiche Sekten. (red, APA, 30.4.2015)