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Assange - damals im Gespräch mit Mitarbeitern der Vereinigten Nationen - will auf WikiLeaks wieder brisante Dokumente von Whistleblowern veröffentlichen.
Die Whistleblower-Plattform WikiLeaks nimmt seit Freitag wieder anonyme Infos an. Viereinhalb Jahre ist die letzte Einreichung her, damals wurde die Funktion aufgrund eines Streits ausgesetzt. Seit Freitag können der Plattform mittels einer eigenen Upload-Seite Dokumente zugespielt werden. Die Funktion ist noch im Beta-Stadium, zwecks Anonymität läuft die Plattform über den Anonymisierungsdienst Tor.
Resultat von Forschungsprojekten
Auf der WikiLeaks-Website schreibt Gründer Julian Assange, dass das neue System Resultat von vier unterschiedlichen Forschungsprojekten war. Weitere Einreichungsmöglichkeiten sollen noch folgen. Unternehmenssprecherin Kristinn Hrafnsson hofft unterdessen, dass WikiLeaks über das neue System mit einigen Informationen anonym beliefert wird. Auf der neuen Website steht, dass WikiLeaks Dokumente von politischer und historischer Bedeutung veröffentlicht, die sonst anderweitig zensiert und unterdrückt werden.
Streit im Oktober 2010 eskaliert
Im Oktober 2010 wurde das alte System offline genommen. Damals zweifelten Mitarbeiter von WikiLeaks, dass Assange zu "verantwortungslos" sei, die anonymen Quellen der damaligen Whistleblower-Plattform zu beschützen. Gegen Assange wurden damals Vergewaltigungsvorwürfe aus Schweden laut, weshalb Großbritannien den Australier ausliefern wollte. Der 43-Jährige flüchtete daraufhin in die Botschaft Ecuadors in London, wo er sich heute noch aufhält. Der Streit um die Whistleblower-Plattform gipfelte unterdessen darin, dass die zweifelnden Mitarbeiter tausende Dokumente an sich nahmen und die Verschlüsselung zerstörten.
WikiLeaks leakte auch weiterhin
Bereits 2011 wollte WikiLeaks für einen Relaunch sorgen, allerdings folgten Worten keine Taten. Trotzdem veröffentlichte die Plattform auch weiterhin geheime Dokumente – allerdings ohne offenzulegen, woher die Daten kamen. Zuletzt sorgte WikiLeaks mit einer Datenbank für Aufregung, in der auf tausende gestohlene E-Mails von Sony zugegriffen werden konnte. Derart heikle Informationen wie jene von Chelsea Manning über den Irak- und Afghanistan-Krieg der USA, konnte die Plattform in den vergangenen Jahren ohne Einreichungsdienst allerdings nicht mehr veröffentlichen.
"Du musst absolut verrückt sein"
Heute gibt es für Whistleblower mittlerweile etliche Möglichkeiten, anonym Daten zu veröffentlichen oder an Medienhäuser weiterzureichen. Ein ehemaliger WikiLeaks-Mitarbeiter gab gegenüber WIRED Zweifel über die neue Plattform von WikiLeaks an. "Als Informant musst du absolut verrückt sein, Julian Assange zu vertrauen", so der einstige Vertraute von Assange. Allerdings räumt der ehemalige Mitarbeiter auch ein, dass Assange mehr auf Schutz der Quellen bedacht ist, als so manche Journalisten, die ebenso mit Whistleblowern arbeiten.
99 Prozent der Snowden-Dokumente zensiert
Assange gibt im Gegenzug dazu an, dass WikiLeaks im Gegensatz zu Medienhäusern kein Material zensiert. So würden 99 Prozent der Snowden-Dokumente von der beteiligten Presse zensiert worden sein. WikiLeaks würde im Gegenzug sämtliche Geheiminfos veröffentlichen, die der Plattform zugespielt werden. (dk, 02.05.2015)