Wenn im Ausland die Erde bebt oder im Inland wieder einmal "Licht ins Dunkel" ansteht, betonen die Politiker recht gern, dass die Österreicher "Weltmeister" im Spenden wären. Leider kann man das von ihren Regierungen nicht behaupten.

Gerade einmal 0,26 Prozent der Wirtschaftsleistung wendete die Republik im Vorjahr als einer der reichsten Staaten für die Entwicklungshilfe auf, obwohl als Uno-Ziel 0,7 Prozent des BIP vorgesehen gewesen wären. Angesichts der Flüchtlingsdramen, die sich vor Europas Küsten abspielen und die Italien bis dato nahezu allein zu bewältigen hat, stünde es der Koalition in Wien gut an, endlich ein Signal zu setzen und rasch etwas Geld freizuschaufeln.

Doch aktuell rechnet die ÖVP lieber der SPÖ vor, dass aus ihren Ressorts kaum Mittel für die ohnehin bescheidene Hilfe für ärmere Staaten kommt, anstatt sich so schnell wie möglich an einen neuen Investitionsplan für Krisenregionen zu machen, von denen aus Tausende die Flucht antreten. Dazu kursieren bei Rot wie Schwarz diverse Jahreszahlen (2020 bzw. 2023), bis wann man das Uno-Ziel erreicht haben will. Geht's noch kleinlicher?

Mit derartiger Politik lindert man jedenfalls in 99 Jahren nicht jene menschenunwürdigen Bedingungen in Ländern, deren Einwohner lieber in desolate Boote steigen, um das Mittelmeer zu überqueren, anstatt zu bleiben. Also: Ist da jemand, der da oben bald 1,5 Milliarden zusammenkratzt? (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, 4.5.2015)