Wien - Bei den Alleinunfällen von Motorradfahrern ist die Schuldfrage schnell geklärt. "Fast immer liegt ein fahrtechnischer Fehler vor", ist der Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik, Georg Scheiblauer, überzeugt. Oft ist es zu wenig Routine oder das Überschätzen des eigenen Könnens, was Motorradfahrer zu Boden zwingt.
Doch auch wenn - bei Kollisionsunfällen mit Autos - der Motorradfahrer gerne mit dem Finger von sich weg auf den Schuldigen zeigt, meint Georg Scheiblauer, sei die Sache nicht so einfach. "Wer wenig Übung hat, macht Fehler, schätzt Gefahren falsch ein und kann nicht adäquat reagieren." Kurzum: Weil Motorradfahrer zu wenig Übung haben, kracht es häufiger als notwendig.
Allein im vergangenen Jahr flogen die Notarzthubschrauber des ÖAMTC zu 355 Motorradunfällen. "Bei 17 davon kam jede Hilfe zu spät", sagte ÖAMTC-Verbandsdirektor Oliver Schmerold bei einer Pressekonferenz in Wien.
Die Zahl der zugelassenen Motorräder steigt seit 20 Jahren um rund fünf Prozent jährlich. Die Unfallbilanz ist derzeit leicht rückgängig - 2014 starben 75 Personen an den Folgen eines Motorradunfalls, das sind zwölf Personen weniger als 2013.
Heuer verunglückten schon sechs Motorradfahrer tödlich. "Nicht immer ist überhöhte Geschwindigkeit der Grund für den Sturz", sagt Notarzt Robert Mosser, eher sind es wechselnde Straßenzustände oder Ölflecken in Kurven.
Gegen Unfälle, die auf schlechte Straßen zurückzuführen sind, könnte die Forderung des ÖAMTC nach Road-Safety-Inspections, ähnlich wie auf Autobahnen, auch für Straßen niedrigerer Ordnung helfen. Klar, Fahrtechniktrainings propagiert der ÖAMTC auch - und Schutzkleidung. Ersthelfern rät Notarzt Robert Mosser: "Dem Verunfallten den Helm auf jeden Fall abnehmen. Die Atmung zu gewährleisten ist wichtiger als der Schutz vor Verletzungen an der Halswirbelsäule." (Guido Gluschitsch, 4.5.2015)