T-Mobile Österreich-Chef Andreas Bierwirth sieht LTE als die Zukunft des Breitbandinternets am Land.

Foto: derStandard.at/Pichler
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Nachdem T-Mobile kürzlich seine "My Mobile"-Tarife mit höheren Datenvolumina, Bandbreite und Roamingkontingent aufgebessert hat, hat der Mobilfunker nun auch mehr zu seinen weiteren Plänen zum LTE-Ausbau bekannt gegeben. Im Vordergrund steht dabei die "TEST"-Initiative.

Vier Wochen Probezeit

"TEST" ist ein Akronym und steht für "T-Mobile Einfach Selber Testen". Von 5. Mai bis 21. Juni können Interessenten einen der neuen Tarife anmelden und wahlweise mit einem iPhone 6, Samsung Galaxy S6 oder einem LTE-Modem beim HomeNet-Angebot bis zu vier Wochen lang nutzen.

Nach drei Wochen verschickt T-Mobile eine Erinnerung. Vor Ablauf der Probezeit können der Vertrag bei Unzufriedenheit jederzeit gekündigt und das Smartphone retourniert werden. Dabei sollen dem Kunden keine Kosten entstehen. Das Endgerät, sofern nur normale Gebrauchsspuren vorliegen, wird von T-Mobile erneuert und im Sekundärmarkt verwertet. Über Facebook und Co. können sich zudem User für ein Programm mit 100 "Intensivtestern" bewerben, denen das Handy geschenkt wird.

Fortsetzung mit Schwerpunktaktionen

Die Aktion soll mit Mitte Juni aber nicht ganz auslaufen. Schwerpunktmäßig – darunter versteht das Unternehmen vor allem Gemeinden mit anstehendem LTE-Ausbau – wird es weitere Probierangebote geben. Bestehende Vertragskunden erhalten anstelle des "TEST"-Angebots zwei Monate lang einen "Speedboost" auf einen maximalen LTE-Datendurchsatz von 150 Mbit/s, für den regulär zehn Euro monatlich verrechnet werden.

"Offenes Visier"

Die Kunden sind dabei aufgefordert, Feedback zu Nutzungserfahrung und etwaigen Problemen zu liefern. Man wolle mit "offenem Visier" agieren, verspricht T-Mobile Österreich-Chef Andreas Bierwirth. Erreichbar sei T-Mobile über traditionelle Kanäle und soziale Netzkwerke, für die Testaktion wird eine eigene Social Media Wall eingerichtet.

Die Rückmeldungen sollen direkt beim Unternehmen eingehen und nicht bei einer PR-Agentur. Dazu gibt es eine aktualisierte Netzabdeckungskarte, die in naher Zukunft auch geplante Ausbaustufen (acht Wochen und Jahresende) hinsichtlich der LTE-Verfügbarkeit zeigen soll.

Kritik an üblichen Netztests

Über eine Heatmap will man etwaige Problemstellen schnell identifizieren und schnell auf Netzprobleme reagieren. Die Rückmeldungen sollen auch Einfluss auf die Ausbaupläne nehmen können. Bierwirth übt Kritik an üblichen Netztests, da die dabei abgefahrenen Routen oft vorab gegen "Beratungsentgelt" zu erfahren seien und diese keine Rücksicht auf die Empfangsqualität in Gebäuden nehmen würden. "TEST" soll eine Abkehr von üblichen "Netzpickerln" einleiten.

LTE als Land-Lösung

In den Rollout von LTE will T-Mobile in den nächsten zwei Jahren 300 Millionen Euro investieren. 2015 möchte man die Abdeckung von aktuell etwa 67 auf 90 Prozent aller Haushalte ausdehnen. Ende 2016 sollen 97 Prozent Zugang zum 4G-Netz haben. Konkurrent "Drei" hat hier bereits reagiert und will schon in diesem Sommer eine Abdeckung von 98 Prozent erzielen.

Für ländliche Bereiche sei LTE die Zukunft, erklärt Bierwirth. Ein Ausbau neuer kabelgebundener Infrastruktur (Glasfaser) sei hier vielerorts schlicht nicht finanzierbar. 90 "Whitespots", bislang unerschlossene Gemeinden wie Heugraben, Arzberg oder Bocksdorf, sollen schon bald über das 800-MHz-Band versorgt werden.

LTE+ soll städtische Flaschenhälse auflösen

Auch in der Stadt will T-Mobile seine Verbindungsqualität heben. Dazu nutzt man im Rahmen der "Carrier Aggregation" LTE+- Dies ermöglicht, sofern das jeweilige Mobilgerät dies unterstützt, die gleichzeitige Verwendung des 1.800- und 2.600-MHz-Bandes, was sinkenden Geschwindigkeiten entgegen wirken soll, wenn sich an einem Ort viele LTE-Nutzer aufhalten.

Keine Angst vor Hot und Co.

Für einen etwaigen Preiskampf, vor allem mit virtuellen Providern, sieht sich T-Mobile gerüstet. Besonders aggressiv ist der von Ex-Telering-Chef Michael Krammer konzeptionierte und von Hofer vermarktete Provider "Hot" in den Markt gegangen, der im Netz von T-Mobile operiert, der mittlerweile über 160.000 Kunden verzeichnet. Dessen Erfolg hat eine Welle von Tarifanpassungen bei anderen Providern ausgelöst. Noch in diesem Jahr will Hot auch LTE-Tarife an den Start bringen.

"Wir haben noch kein Angebot vorliegen", meint dazu Bierwirth. T-Mobile ist durch EU-Regularien dazu verpflichtet, auch seine LTE-Infrastruktur für virtuelle Provider zur Verfügung zu stellen. Die Konditionen für die Verwendung werden individuell vertraglich festgelegt. Generell werde es wohl "nicht mehr ewig dauern", bis auch die virtuellen Anbieter munter im LTE-Geschäft mitmischen.

Ende des Preiskampfes in Aussicht

Der T-Mobile-CEO rechnet damit, dass die Phase des durch erfolgreiche MVNOs initiierten Preiskampfes nicht von Dauer sein wird. Grund dafür ist, dass die Kosten für die Netznutzung von der Verbrauchsbasis abhängen. Diese wächst mit steigendem Kundenaufkommen und stetig stärker werdender Nutzung stetig, sodass seiner Einschätzung nach spätestens in zwei bis drei Jahren mit einer Konsolidierung der Tarife zu rechnen ist. Von der billigeren Konkurrenz will man sich durch optimierte Endgeräteauswahl und besseres Kundenservice abheben.

Mobilfunkmarkt: Fokus auf Datendienste notwendig

Im eigenen Netz ist das Datenaufkommen alleine 2014 um 74 Prozent gestiegen. Insgesamt wurde eine Menge von 37,13 Millionen Gigabyte transportiert, 26 Prozent davon über LTE. Gleichzeitig sinkt, getrieben durch immer feature-reichere Messenger, die Nutzung der einstigen Gewinnbringer Telefonie und SMS – letztere um 40 Prozent pro Jahr.

Eine Entwicklung, die Bierwirth vor allem auf technischer Seite nachvollziehen kann. Über WhatsApp und Co lassen sich längere Nachrichten versenden und sich mit Multimedia-Inhalten anreichern. Die Weiterentwicklung der SMS in Form der MMS habe sich dagegen zum "Rohrkrepierer" entwickelt.

"Mobilfunker sind künftig Breitbandanbieter", umschreibt Bierwirth seinen Eindruck der Telekommunikationszukunft. Dementsprechend müssten sie ihre Geschäftsmodelle auch rund um den Daten-Bereich aufstellen.

Life Ball

Abschließend verwies Bierwirth auch noch auf den diesjährigen Life Ball, zu dessen Sponsoren auch sein Unternehmen gehört. Zu diesem werde es eine eigene Kampagne geben, zu der auch eine Blogplattform gehöre, auf der auch hochrangige Prominente wie Elton John zu Wort kommen sollen. Über eine "Lifemoticon"-App können zudem Themen-Emoticons genutzt werden, wobei T-Mobile für jeden Download des Programms 99 Cent an das Projekt "AIDS Life" spendet. (gpi, 05.05.2015)