Frankfurt - Betretenes Schweigen auf dem Parkett: Der Online-Babyausstatter Windeln.de hat ein ernüchterndes Börsendebüt erlebt. Der erste Kurs für die Aktien des Münchner Start-ups lag am Mittwoch mit 18,00 Euro deutlich unter dem Ausgabepreis von 18,50 Euro. Danach ging es mit der Aktie weiter abwärts. Zeichner der Anteilsscheine nahmen Einbußen von bis zu zwölf Prozent in Kauf, um sie wieder loszuwerden.

Die Sektgläser blieben deswegen stehen, Investmentbanker verließen eilends den mit Windelkartons, Schnullern und Plüschtieren dekorierten Börsen-Saal. Windeln.de-Finanzchef Nikolaus Weinberger, selbst vorher Banker bei Goldman Sachs, sagte Reuters: "Es gibt eben Volatilität. Langfristig sind wir zuversichtlich."

Bewertung bei 500 Millionen Euro

Das erst vor fünf Jahren gegründete Unternehmen, das noch rote Zahlen schreibt, wird zum Ausgabepreis mit fast 500 Millionen Euro bewertet. Der Börsengang hat ein Volumen von bis zu 211 Millionen Euro, 84 Millionen davon gehen an die Altaktionäre: mehrere Risikokapitalgeber, die Deutsche Bank und Goldman Sachs sowie die Firmengründer und Vorstände Konstantin Urban und Alexander Brand. Windeln.de selbst hat 100 Millionen Euro sicher, mit denen unter anderem ein Online-Shop für Kinder jenseits des Babyalters aufgebaut werden soll. Bleibt der Kurs unter Druck, dürfte aber die Mehrzuteilungsoption nicht gezogen werden, die Windeln.de weitere 27 Millionen Euro bringen würde.

Windeln.de profitiert derzeit von der Nachfrage aus China nach Milchpulver und anderen Babyartikeln aus Deutschland. Mehr als die Hälfte der Umsätze von rund 100 Millionen Euro macht das Unternehmen mit Müttern und Vätern aus dem Reich der Mitte. "Der Markt ist riesig", sagte Weinberger. Er setzt aber auch auf die Bequemlichkeit europäischer Eltern: "Keine Mutter will diese Kartons nach Hause tragen", sagte er mit Blick auf eine Wand aus Windel-Boxen.

Der nächste Börsenkandidat steht schon in den Startlöchern: Am Mittwoch läuft die Zeichnungsfrist für die Aktien von Sixt Leasing ab. Die Tochter des Münchner Autovermieters will am Donnerstag ihr Debüt feiern. Banker hatten den Investoren bereits signalisiert, dass die Papiere zu mindestens 19 Euro ausgegeben werden sollen. Die Spanne reicht bis zu 21,30 Euro. Zum Höchstpreis läge das Volumen der Emission bei bis zu 263 Millionen Euro. (Reuters, 6.5.2015)