New York/Paris - Unter dem Protest mehrerer Autoren ist die französische Satirezeitung "Charlie Hebdo" mit einem US-Preis für Meinungsfreiheit ausgezeichnet worden. Die Ehrung durch die US-Sektion des Schriftstellerverbands PEN am Dienstagabend in New York wurde von umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen und Unmutsäußerungen begleitet.

"Charlie Hebdo"-Chefredakteur Gerard Biard zeigte sich bei der Entgegennahme des Preises "sehr stolz" und rief dazu auf, seine Zeitung und deren Werte zu unterstützen.

Aus mehreren Richtungen kam jedoch Kritik an der Preisverleihung. Unter anderem die Autoren Peter Carey, Michael Ondaatje und Francine Prose boykottierten die Ehrung. Der Australier Carey warf der PEN-Vereinigung "anscheinende Blindheit angesichts der kulturellen Arroganz der französischen Nation" vor, die "ihre moralische Verpflichtung gegenüber einem großen und entmachteten Teil ihrer Gesellschaft" nicht anerkenne. Das gegen "Charlie Hebdo" verübte "abscheuliche Verbrechen" sei kein Anlass für "Selbstgerechtigkeit", sagte er der Tageszeitung "New York Times".

Umstrittene Vergabe

Die Preisverleihung an "Charlie Hebdo" wurde auch von PEN-Mitgliedern in den USA kritisiert. Etwa 200 der rund 4000 Mitglieder protestierten in einem offenen Brief dagegen. Der Präsident des deutschen PEN-Zentrums, Josef Haslinger, rügte die Ehrung ebenfalls. "Charlie Hebdo" spotte über religiöse Menschen, sagte er kürzlich im Deutschlandradio Kultur und ergänzte: "Das muss man nicht unbedingt mit einem Preis auszeichnen."

Im Jänner hatte ein islamistisches Bruderpaar einen Anschlag auf die für ihre Mohammed-Karikaturen bekannte Satirezeitung "Charlie Hebdo" in Paris verübt. Die Brüder wurden später bei einem Polizeieinsatz erschossen - ebenso wie ein dritter Attentäter, der in einem jüdischen Supermarkt mehrere Geiseln genommen hatte. Die drei Männer töteten bei ihren Anschlägen im Großraum Paris insgesamt 17 Menschen. (APA, 6.5.2015)