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Besonders Mädchen sowie Jugendliche mit Migrationshintergrund wünschen sich laut einer Studie mehr Berufsberatung. Auch eine Aufwertung der Lehre steht vielfach auf dem Wunschzettel.

Foto: dpa/Jörg Carstensen

Wien – Schüler fühlen sich laut einer Studie des Instituts für Jugendkulturforschung bei der Berufswahl nicht optimal unterstützt. Es handle sich um ein überraschend starkes Bedürfnis, das zu denken gebe und zum Handeln veranlasse, sagten Bundesratspräsidentin Sonja Zwazl (ÖVP) und Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier am Donnerstag bei der Studienpräsentation in Wien.

Insgesamt gaben etwa 47 Prozent der 512 im Auftrag der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ) befragten niederösterreichischen Schüler an, dass sie sich mehr Information und Beratung über Bildungs- und Auswahlmöglichkeiten nach der achten Schulstufe wünschen. Mit 51 Prozent Zustimmung am stärksten ausgeprägt ist dieser Wunsch unter AHS-Schülern. Noch höher ist die Zustimmung laut Heinzlmaier unter Mädchen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Angesichts dieser Ergebnisse erklärte Zwazl, die auch der WKNÖ vorsteht, dass die Bildungs- und Berufsorientierung zu einem Fixpunkt in allen Schulformen werden sollte.

Fehlendes Wissen

Jugendliche, aber auch Pädagogen und Eltern wüssten oft gar nicht, welche Berufe und Ausbildungen überhaupt zur Auswahl stünden und welche Chancen Berufsausbildungen mit sich brächten. Über den Alltag in verschiedenen Berufsfeldern sei teilweise wenig bekannt. Abhilfe könnten hier "berufspraktische Tage" in der dritten und vierten Klasse der Sekundarstufe schaffen, in dem Klassen direkt in Betriebe gehen sollten. Auf Basis der Erkenntnisse aus der Studie will Zwazl als Bundesratspräsidentin nun verstärkt Entwicklungen anregen und verwies auf die Zukunftskonferenz des Bundesrates am 11. Mai in St. Pölten und eine Enquete in Parlament zum Thema "Schlummernde Talente" Anfang Juni.

Stärken erkennen

Heinzlmaier betonte, dass sich die Jugendlichen vor allem nach umfassender Beratung inklusive Testverfahren sehnen, die ihnen Auskunft über ihre Talente geben. Das Bildungssystem sei zwar gut im Identifizieren von Schwächen, oft wüssten die Schüler aber wenig über ihre Stärken, sagte Zwazl. Bei solchen Testverfahren dürfe es sich aber nicht um "Alibitests" handeln und Berufsberatung dürfe sich nicht auf "Schnellsiederprogramme" beschränken. Bereits bestehende gute Programme sollten mit mehr Geld ausgestattet und ausgebaut werden.

Die Matura stehe bei den befragten Jugendlichen hoch im Kurs. Etwa 70 Prozent wollen diese absolvieren. Die Schüler wünschen sich zudem eine Aufwertung der Lehre und mehr Möglichkeiten, eine Lehre mit Matura abzuschließen, erklärte Heinzlmaier. Auch auf die Option, etwa nach der AHS-Matura eine Lehre zu absolvieren, sollte verstärkt hingewiesen werden. (APA, 7.5.2015)