Der neu renovierte Isa-beg-Hamam in Sarajevo wird am 20. Mai eröffnet.

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Der Hamam in Novi Pazar aus dem 15. Jahrhundert verfällt.

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Vor der Schließung 2010 wurde das Bad gerne besucht. Der Eintritt war sehr billig.

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Aus dem alten Hamam wurde das "Erste Sarajevoer Dampf-, Wannen- und Kaltbad" in der K.u k.-Zeit.

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In Novi Pazar sagen die Leute, dass die Frauen, wenn sie in den Hamam gingen, eine golden strahlende Haut bekamen. Der Grund sei das schwefelhaltige Wasser, das mit 56 Grad Celsius hier aus dem Boden tritt. Das osmanische Bad aus dem 15. Jahrhundert, ein niedrigerer, langgezogener Steinbau mit roten Ziegellinien in den Wänden, liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt.

Aus dem Dach qualmt heißer Dampf, und rundherum liegt der Geschmack von Schwefel in der Luft. Doch das Bad, in dem fünf Jahrhunderte lang die Menschen auf den Steinbänken zusammensaßen, um Neuigkeiten auszutauschen, wurde 2010 geschlossen, als das Dach kollabierte. Die Islamische Gemeinschaft rund um den Mufti des Sandschak, Muamer Zukorlić, beanspruchen das Gebäude als Besitz der Stiftung Hadži Hurem für sich. Die Firma AD Lipa und die Islamische Gemeinschaft streiten darüber, wem der Hamam eigentlich gehört.

Erdoğan kommt

Vergangenes Jahr startete die Initiative "Forum 10" eine Unterschriftenaktion. Dutzende Briefe wurden an Behörden versandt. Doch nichts passierte. "Das essenzielle Problem mit dem alten Badehaus ist die Verschleppung der Gerichtsentscheidung zur Eigentumsfrage", meint Fahrudin Kladničanin vom Forum 10. "Der Staat sollte seine Macht demonstrieren, damit das Bad wieder seinen ursprünglichen Eigentümern, den Bürgern, zurückgegeben wird."

Während der Hamam in Novi Pazar zerbröckelt, wird ein ursprünglich osmanisches Badehaus in Sarajevo nun nach zwei Jahren Restaurierung wiedereröffnet. Sogar der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan soll zur Einweihung am 20. Mai kommen, schließlich hat die Türkei 1,3 Mio. Euro für den Isa-beg-Hamam bezahlt. Mit seinen blau-weißen Ornamenten auf der ockerroten Fassade zieht er bereits jetzt Bewunderer an.

Rituelle Waschungen

Der Gründer des Hamams war Isa-beg Ishaković, einer der wichtigsten Stifter für die Stadt Sarajevo. Wahrscheinlich 1462 erbaut, gehört es zu den ältesten Bädern überhaupt und wurde auch "Kaiser-Hamam" genannt, so wie die Moschee nebenan. Der Hamam gehörte in der osmanischen Zeit einer Stiftung namens "Vakuf", die auch Schulen, Krankenhäuser, Armenausspeisungen und Koranschulen errichtete. Der Isa-beg-Hamam war zweigeteilt, ein Bereich war für die Frauen, ein anderer für die Männer. Und weil es in Sarajevo eine jüdische Gemeinde gab – die Sepharden waren aus Spanien geflüchtet –, gab es für sie im Hamam auch das "jehudijski hauz", ein kleines Bassin für rituelle Waschungen. Das gemeinsame Bad für Muslime, Juden und Christen gehörte zum Konzept.

Das Bad brannte in der Geschichte mehrmals ab, vieles war aus Holz. Im 19. Jahrhundert wurde es vorwiegend von Soldaten der osmanischen Armee benutzt. Als 1887 – da hatte Österreich-Ungarn Bosnien-Herzegowina bereits okkupiert – der Fluss Miljacka über die Ufer trat, wurde die Wasserleitung schwer beschädigt. Der Hamam wurde abgerissen, und der kroatische Architekt Josip Vancaš baute das erste moderne Bad in Bosnien-Herzegowina, das am 16. Februar 1891 eröffnet wurde. In Stil und Form lehnte sich der Bau an dem alten Hamam an. Die Besatzer versuchten damals den osmanischen Eliten, die sie auch für den Machterhalt brauchten, zu gefallen. Auch das Bassin für die jüdische Bevölkerung von Sarajevo wurde wieder errichtet.

Erstes Sarajevoer Dampf-, Wannen- und Kaltbad

Auf dem gelben Gebäude stand: "Erstes Sarajevoer Dampf-, Wannen- und Kaltbad" in deutscher Sprache. Es handelte sich um ein Gebäude im pseudomaurischen Stil, den die Österreicher auch für das Rathaus und viele andere Gebäude in Bosnien-Herzegowina verwendeten.

Senaid Zaimović, der Direktor der Vakuf-Direktion in Sarajevo, die den Hamam führen wird, erzählt, dass die Stiftung erst in jugoslawischer Zeit aufgelöst wurde. Während der kommunistischen Zeit gehörte das Bad dem Staat, heute gehört es der Stadt Sarajevo, war aber seit Jahrzehnten nicht in Betrieb. Mit der Wiedereröffnung des Gebäudes nach den Originalplänen von Vancaš wird gleichzeitig ein Stück osmanischer und ein Stück österreichischer Geschichte sichtbar. "Das Isa-beg wird der einzige osmanische Hamam auf dem Balkan sein", erklärt Zaimović. "Der nächste, der geöffnet ist, befindet sich erst in Budapest."

Lieder und Gedichte

Dabei gab es allein in Sarajevo in osmanischer Zeit sieben Hamams, in anderen größeren Städten oft zwei. Im 17. Jahrhundert zählte man in Bosnien-Herzegowina 56 offene Bäder. Die Zeit der Hamams war aber bereits vorbei, als Österreich-Ungarn Bosnien-Herzegowina okkupierte. Ein Grund dafür war, dass man mit den Hamams kein großes Geld machen konnte, die Reparaturen kosteten Geld. Weil sich die Stiftungsverantwortlichen nicht mehr kümmerten, ging die Hamam-Kultur verloren, die auch in Liedern und Gedichten beschrieben worden war.

"Die beiden traten in den Hamam ein,

und da siehst du Šećer Salihaga.

Er schreitet ruhig und blickt vor sich hin.

Er küsst die Frauen auf die Tücher und die Arme,

aber das Mädchen auf sein weißes Gesicht.

Als er auf Mutters Mädchen Duda zutritt,

küsst er ihr weißes Gesicht,

Und auf ihrem Antlitz erscheint Schamesröte.

(...)

Und sie heiratet, und es freut sich die Mutter."

(Behar, II)

Facebook des Osmanischen Reiches

"Der Hamam war nicht nur ein Bad, sondern ein sozialer Treffpunkt. Hier wurden in entspannter Atmosphäre Geschäfte gemacht und Ehen eingefädelt", erklärt der Sarajevoer Historiker Mustafa Nikšić. "Es war ein Ort, wo man zum Reden zusammenkam, eine Art Facebook des Osmanischen Reichs. Es gab wohl keinen anderen Raum, der so wichtig war für den Informationsaustausch wie der Hamam."

Der besungene Šećer Salihaga war übrigens eine der Lieblingsfiguren in bosnischen Frauenliedern. Das "weiße Gesicht" kommt in einigen Liedern und Gedichten über Hamams vor. Es geht nicht nur um ein Schönheitsideal, sondern auch um den sozialen Status. Um einen weißeren Ton der Haut zu erzielen, wurden laut dem Historiker Hamdija Kreševljaković Arsen und Quecksilber verwendet. Die Frauen färbten sich im Hamam die Fingernägel und die Augenbrauen. Zum Depilieren verwendeten sie eine Mischung aus Mineralien und Wasser, das den Namen "goldene Farbe" hatte.

Polterabend im Bad

Vor der Hochzeit gingen sowohl der Bursch als auch das Mädchen in den Hamam, unabhängig von Religionszugehörigkeit und finanziellem Status. Auch mancher "Polterabend" wurde im Hamam verbracht. Der Bräutigam konnte ihn zum Baden und Kaffeetrinken 24 Stunden mieten. Noch lustiger hatte es offenbar die Braut. Denn für diese gab es ein Fest mit Tanz und Musik und bis zu 50 anderen Mädchen. Das Hamam-Treffen fand bei den Muslimen meistens am Dienstag statt, weil am Mittwoch oft Hochzeit war. Für die christlichen Mädchen war es oft der Samstag, der gebucht wurde, für die jüdischen der Freitag, schrieb Kreševljaković 1952 in seinem Buch über die "Bäder" in Bosnien-Herzegowina.

Die Männer gingen normalerweise am Morgen ins Bad und dann zur Arbeit, die Frauen nach der Hausarbeit. Und das wohl auch in Gruppen. Auch davon zeugen Gedichte. "Es fehlt die junge Ikonija im Hamam unter den Mädchen", lautet eines. Vor dem Bad saß der "hamamdžija", der kassierte. Jeder Hamam hatte einen Warte- und Garderobenraum mit einem Brunnen (Šadrvan), einen Ruheraum mit Pölstern (Kapaluk), einen Halvate (Badebassin), ein Wasserreservoir (Haznu) und den Ćulhan im Keller zum Beheizen des Wassers. Das heiße Wasser floss durch Röhren und erhitzte so das Haus.

"Die alte Schale, der alte Hamam"

Der Brunnen stand traditionell unter einem Kuppelgewölbe mit Fenster, aus dem das Licht drang und den Raum erfüllte. Im Ruheraum legte man sich auf Sofas, die in 30 bis 40 Zentimeter Höhe angebracht waren. Aus Wasserhähnen floss kaltes und warmes Wasser. Mit der "tas", der Hamam-Schale, übergoss man sich fortwährend. Auf dem Balkan wurde lange Zeit auch die Redensart "eski tas eski hamam" verwendet, wenn jemand nach den jüngsten Neuigkeiten fragte. Man kann das mit "Es ist immer die gleiche alte Geschichte" übersetzen. Wörtlich heißt es "die alte Schale, der alte Hamam".

In manchen Hamams gab einen "peštemaljdžija", der die Badetücher (peštemalj), mit denen man sich den Unterkörper bedeckte, austeilte. Mit den "nanule", Holzpantoffeln, betrat man den Raum. Der "tallak", der die Massagen machte, verwendete mitunter ein "kes" aus Angorawolle. Im Hamam wurde zuweilen auch Weihrauch entzündet. Und der "kafedžija" sorgte dafür, dass Kaffee und Wasserpfeife zur Verfügung standen. Der neue Hamam in Sarajevo soll auch ein kleines Hotel und zwei Saunen beherbergen. (Adelheid Wölfl, 8.5.2015)