Wien - Österreichs Journalisten über 40 sind an Weiterbildung wenig bis gar nicht interessiert. Dieses Ergebnis einer Studie vom Medienhaus Wien sorgte bei einer Veranstaltung im Presseclub Concordia für Diskussionen.
Lebenslanges Lernen ist Journalisten offenbar eher fremd, sagte Andy Kaltenbrunner vom Medienhaus Wien. Dass nicht wenige die Möglichkeit zur Weiterbildung gar nicht sehen, erörterte Daniela Kraus: Als sie am Beginn ihrer Tätigkeit als Fjum-Leiterin Einladungen mit Angeboten zur Fortbildung an gestandene Medienarbeiter verschickt habe, sei sie des öfteren gefragt worden "ob sie als Vortragende kommen sollen". Kraus weiß, wer ihre Anfragen missverstanden hatte: "Diese Fragen kamen alle von Männern über 40."
Geld- und Zeitmangel
"Männer ab Mitte 40 melden sich an, gehen aber oft nicht hin", sagte Petra Stuiber, Chefin vom Dienst beim STANDARD. Als Gründe für das Nichtbesuchen von Weiterbildungsangeboten werden auch laut Studie Geld- und Zeitmangel angeführt.
"Im STANDARD haben 2014 130 von 200 Mitarbeitern an verschiedenen Weiterbildungsprogrammen teilgenommen", referierte Stuiber. Dies sei im Zuge der Fusion von Print und Online passiert und auch notwendig gewesen: "Man hat uns bei diesem Prozess nicht alleine gelassen", sagte Stuiber.
Inhaltliche Defizite beklagte ORF-Redakteurssprecher Dieter Bornemann bei der Ausbildung von Jungjournalisten: Die Schwerpunktsetzung der Ausbildung auf journalistisches Handwerk könne über mangelnde Allgemeinbildung nicht hinwegtäuschen.
Nikolaus Koller, Leiter der Fachhochschule für Journalismus und Medienmanagement, stellte die Ressourcenfrage: "Wir haben 1000 Lehreinheiten. Was soll ich kürzen, damit wir die Allgemeinbildung auch noch hereinnehmen können?" (prie, 8.5.2015)