Wie als Start-up durchgestartet werden kann (v. li.): Kambis Kohansal Vajargah (Watchado), Hannes Havranek (PHH Anwälte), Gudrun Ostermann (Moderation), Peter Tschuchnig (Inits) und Franz Haimerl (LeitnerLeitner).

Foto: Regine Hendrich

"Ein Start-up zu gründen ist in", sagt Franz Haimerl, Partner in der Steuerberatungskanzlei LeitnerLeitner, und befürchtet dahinter eine ähnliche Blase wie zu Zeiten des Dotcom-Booms. Beim Job Talk von Uniport am Mittwoch in Wien drehte sich alles um Entrepreneurship und Erfolgsstrategien für Gründer. Laut Peter Tschuchnig, Start-up-Consultant des universitären Business-Inkubators Inits, kann sich die österreichische Start-up-Szene international sehen lassen. In den letzten dreizehn Jahren wurden 170 Start-ups von Inits während ihrer Gründung unterstützt, rund 1000 Patente erworben, rund 1200 Arbeitsplätze geschaffen und mehr als 300 Mio. Euro Fremdmittel eingeworben.

Gründe fürs Scheitern und auch für den Erfolg gebe es viele, aber eine Gemeinsamkeit zeichne alle erfolgreichen Start-ups aus, sagt Tschuchnig: "Sie brauchen eine dicke Haut, und Aufgeben gibt es nicht." Im Team gehe es sicher besser, denn gegenseitiges Motivieren sei notwendig.

Das Geld im Blickfeld

Kambis Kohansal Vajargah, Co-Founder der Jobinformationsplattform Whatchado, konnte das aus eigener Erfahrung bestätigen. Neben einem funktionierenden Team brauche es auch Ehrgeiz und die Kraft, mit Rückschlägen umzugehen. "Man muss auch groß denken können. Wir wollen mit unserer Idee den Arbeitsmarkt revolutionieren", ergänzt er.

Haimerl räumt auch gleich mit falschen Vorstellungen bei Gründern auf. "Was sich sicher nicht ausgehen wird, ist: nur so viel zu arbeiten, wie man will, und sich Freizeit zu genehmigen, wann man will." Seit zwei Jahren begleitet er im Rahmen des Mentoringprojekts Start-upLeitner innovative Start-ups bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee. Und bei der Erstfinanzierung, so Haimerl, sind die Möglichkeiten in Österreich gut, schwieriger werde es bei der Anschlussfinanzierung.

Schon bei der Gründung die Finanzen im Auge zu behalten, lautet der Rat von Hannes Havranek, gemeinsam mit einem Freund gründete er PHH Prochaska Havranek Anwälte. Das Wichtigste bei Unternehmensgründungen sei aber, seine Authentizität nicht zu verlieren, denn man müsse sich in seiner Rolle wohlfühlen, nur so können Kunden akquiriert werden, ergänzt er. Zu einem Businessplan rät auch Haimerl. "Weniger wegen der Zahlen als vielmehr, um sich mit der Idee genauer auseinanderzusetzen."

Personalstrukturen schaffen

Doch gerade dieser hat bei Whatchado gefehlt. "Wir haben ganz ohne Geschäftsmodell gestartet", sagt Vajargah. Dass damit Geld verdient werden kann, sei erst dadurch entstanden, als Firmen an Whatchado herangetreten sind. "Ab diesem Zeitpunkt wurde der Fokus zu stark auf den Umsatz gelegt und weniger auf den Nutzen für die User", merkt er selbstkritisch an. In der Gründungsphase vernachlässigt wurden auch sämtliche Personalangelegenheiten. "Jetzt, mit 35 Mitarbeitern, müssen aber Strukturen geschaffen werden, die man schon viel früher hätte angehen können", sagt er.

Besonders Finanzwissen braucht es in der Gründungsphase noch nicht, das könne später auch erlernt werden, Angebote dazu gebe es, sagt Tschuchnig. "Viel wichtiger sind in der Anfangsphase Enthusiasmus und ein gutes Gespür, denn die Aufgabe am Anfang ist, einen Kunden zu finden, der das Produkt kauft."

Daher auch der Rat von Haimerl, ein Verkaufstalent im Team zu haben. "Denn es hilft die beste Idee nichts, wenn der Zug zum Tor fehlt." (red, DER STANDARD, 9./10.5.2014)