Beim Radfahren liegt Österreich im EU-Vergleich nur im Mittelfeld, wie eine aktuelle Analyse des Verkehrsclubs Österreich auf Basis von Daten der EU-Kommission zeigt. In Österreich ist für sechs Prozent das Fahrrad das meistbenutzte Verkehrsmittel, in Deutschland sind es mit zwölf Prozent doppelt so viele. EU-Spitzenreiter sind die Niederlande, wo sogar 36 Prozent hauptsächlich mit dem Rad fahren.
Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich das Potenzial für den Radverkehr groß ist. Fast jede zweite Autofahrt ist kürzer als fünf Kilometer. Jedoch ist die Infrastruktur für das Radfahren vielerorts mangelhaft, der VCÖ fordert hier rasche Verbesserungen.
Europameister Niederlande
Mit dem Anteil von sechs Prozent liegt Österreich zusammen mit Italien, Kroatien und Lettland im EU-Ranking nur an 14. Stelle. Im EU-Schnitt sind es acht Prozent.
"Sechs Prozent der Österreicher nutzen das Fahrrad als Hauptverkehrsmittel, zusätzlich fahren aber viele Österreicher einzelne Strecken mit dem Rad. Laut Statistik Austria nutzen 67 Prozent in Österreich zumindest gelegentlich das Fahrrad für Alltagszwecke", sagt VCÖ-Experte Markus Gansterer.
Europameister in der Fahrradnutzung sind die Niederlande. Für 36 Prozent der Bevölkerung - das ist ein sechsmal so hoher Anteil wie in Österreich - ist das Fahrrad das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel. An zweiter Stelle liegt Dänemark (23 Prozent), an dritter Stelle Ungarn (22 Prozent). Auch in Schweden und Finnland wird das Fahrrad deutlich stärker in der Alltagsmobilität genutzt als in Österreich.
Kurze Distanz
Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich fast jede zweite Autofahrt kürzer als fünf Kilometer und somit in Radfahrdistanz ist. Und mehr als ein Drittel der Beschäftigten wohnt weniger als fünf Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt. "Ein wesentlicher Grund, warum auch kürzere Strecken nicht mit dem Rad gefahren werden, ist die mangelnde Infrastruktur. Hier kann Österreich von den Radnationen noch viel lernen", sagt Gansterer. Er fordert eine bundesweite Infrastrukturoffensive für den Radverkehr.
In Österreichs Ballungsräumen fehlt es an kreuzungsfreien Hauptradrouten in die Zentren, wie es sie unter anderem in den Niederlanden, Dänemark oder im Raum London bereits gibt und nun in Paris errichtet werden. In ländlichen Regionen braucht es sichere Radverbindungen von den Siedlungen zum nächsten Ortszentrum.
Betriebsstandorte sind an das Radwegenetz anzubinden, ebenso Bahnhöfe, damit mehr Pendler kostengünstig mit dem Rad statt mit dem Auto zum nächstgelegenen Bahnhof fahren können. Der VCÖ weist daraufhin, dass der Bau von Radfahrinfrastruktur ein Jobmotor ist. Pro 100 Millionen Euro schafft der Bau von Radwegen um rund 55 Prozent mehr Arbeitsplätze als der Autobahnbau.
Fett verbrennen
Radfahren im Alltag ist zudem eine wirksame Medizin gegen Bewegungsmangel und beugt Übergewicht vor, weist der VCÖ auf einen weiteren Vorteil hin. Die Radnation Niederlande ist übrigens laut aktuellem WHO-Bericht das einzige EU-Land ist, wo die Zahl der Übergewichtigen nicht zunimmt.
Innerhalb Österreichs treten die Vorarlbergerinnen und Vorarlberger am fleißigsten in die Pedale. Rund 15 Prozent sind im Alltag hauptsächlich mit dem Rad unterwegs. Bei den Landeshauptstädten hat Innsbruck die Nase vorne (22 Prozent), vor Salzburg (20) und Bregenz (19 Prozent). Schlusslicht sind Wien und Linz mit je sieben Prozent. Welche Maßnahmen Österreichs Radfahrerinnen und Radfahrer für wichtig halten, erhebt der VCÖ derzeit in einer Umfrage. (red, 12.5.2015)