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Laut einer Erhebung aus dem Jahr 2013 sind in Österreich rund 15 Prozent der Männer und knapp zehn Prozent der Frauen von Adipositas betroffen.

Grafik: APA

Wien - Adipositas breitet sich besonders in den hochentwickelten Industrienationen zunehmend aus. In Österreich leiden mittlerweile rund 15 Prozent der Männer und zehn Prozent der Frauen an krankhaftem Übergewicht. Neueste Studien zeigen, dass junge Frauen und Frauen nach dem Wechsel besonders stark von diesem Negativtrend betroffen sind. Als adipös oder fettleibig werden Erwachsene bezeichnet, die einen Body Mass Index (BMI) von mehr als 30 aufweisen. Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt als Normalgewicht, ab einem BMI von 25 ist man übergewichtig.

Obwohl der BMI in wissenschaftlichen Arbeiten häufig als Richtwert herangezogen wird, kann er aber nur als genereller Marker gelten: "Der BMI bezieht sich auf das Körpergewicht und unterscheidet nicht zwischen Fett- und Muskelmasse. So kann zum Beispiel ein Bodybuilder, der auf Grund der Muskelmasse sehr schwer ist, aber kaum Fett hat, einen sehr hohen BMI aufweisen. Der Umfang des Bauches stellt dagegen einen viel zuverlässigeren Gradmesser für Übergewicht und Fettleibigkeit dar, weil mit ihm der Anteil des Fettgewebes gezielt ermittelt werden kann", sagt Alexandra Kautzky-Willer, Endokrinologin und Gendermedizinerin von MedUni Wien..

Speziell Bauchfett ist gefährlich

Daten einer internationalen Studie, die 2015 im Lancet Oncology veröffentlicht wurde, belegen dennoch, dass 5,4 Prozent aller Krebserkrankungen bei Frauen und 1,9 Prozent bei Männern mit einem erhöhten BMI zusammenhängen. Das betrifft vor allem Tumorerkrankungen der Speiseröhre, des Darms, der Niere, der Bauchspeicheldrüse und – bei Frauen – der Gallenblase, der Eierstöcke, der Gebärmutter und postmenopausalen Brustkrebs.

"Betroffen sind vor allem Personen ab einem BMI von 30. Steigt der BMI nur um den Faktor 1, also zum Beispiel von 29 auf 30, wächst das Krebsrisiko zwischen drei und zehn Prozent hinsichtlich der genannten Tumoren. Besonders Bauchfett, auch Viszeralfett genannt, wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus, da es das Krebsrisiko und die Entstehung von Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen begünstigt", sagt Kautzky-Willer.

Mulitfaktorielle Einflüsse

Die Fetteinlagerungen im Bauch erhöhen das Krebsrisiko aus mehreren Gründen: Einerseits ist das Fettgewebe hormonell aktiv, produziert Fettgewebshormone und verändert die Sexualhormonspiegel – zum Beispiel durch vermehrte Umwandlung von Androgen-Vorläufern zu Östrogen. Dies fördert die Entstehung und das Wachstum hormonabhängiger Tumoren wie manche Arten von Brustkrebs oder Karzinome der Gebärmutterschleimhaut. Durch die ungünstige Verschiebung der Balance im Bereich der Sexual- und Fettgewebshormone wird das Tumorwachstum direkt und indirekt gefördert.

Andererseits kommt es zur Zunahme der Insulinresistenz, auf die der Körper wiederum mit einer verstärkten Ausschüttung von Insulin reagiert. "Das Problem ist, dass Insulin nicht nur den Stoffwechsel regelt, sondern auch als Wachstums-stimulierendes Hormon die Zellteilung und somit das Tumorwachstum begünstigen kann. Wir sehen daher auch einen starken Zusammenhang zwischen Diabetes und bestimmten Krebserkrankungen, insbesondere der Leber und der Bauchspeicheldrüse, gegeben. Auch hohe Blutzuckerspiegel scheinen das Tumorwachstum weiter zu begünstigen", meint Kautzky-Willer.

Ein weiterer Aspekt ist, dass es im Bereich des Bauchfetts zu chronisch-entzündlichen Prozessen kommt, die die Entstehung von Krebs ebenfalls fördern können. "Positiv ist, dass man etwas gegen dieses Risiko tun kann, in dem man Gewicht reduziert oder von vorneherein auf das Gewicht achtet. Viele Krebsarten wären so leichter vermeidbar", ist die Endokrinologin überzeugt. (red, 12.5.2015)