Bozen - Südtirols Altlandeshauptmann Luis Durnwalder (SVP) hat an einer zweitägigen Veranstaltung in Donezk teilgenommen und ein Referat über das Südtiroler Autonomie-Modell gehalten. "Mein Vortrag stieß auf großes Interesse", sagte Durnwalder am Dienstag.

Neben der offiziellen Einladung der selbst ernannten Führung der "Donezker Volksrepublik" sei Durnwalder von Forza-Italia-Vertretern gefragt worden, ob er nicht das Modell Südtirol vorstellen wolle. "Premier Renzi (Matteo, Anm.) und Außenminister Gentiloni (Paolo, Anm.) haben ja auch bei ihrem Besuch in Moskau Südtirol als Lösungsmodell für den Konflikt in der Ukraine angeführt", so der Alt-Landeshauptmann. Daher sei man nun an ihn herangetreten, um die Lösungswege, die Südtirol gegangen ist, vorzustellen.

Front National lud ein

Zudem sei er auch vom französischen Front-National-Europaparlamentarier Jean-Luc Schaffhauser eingeladen worden, bei dem Internationalen Forum unter dem Titel "Donbass: Gestern, heute morgen" als Referent zu sprechen, erklärte Durnwalder. Und so habe er am Montag schließlich sein Referat gehalten und vorgestellt, wie man das Minderheiten-Problem lösen könne, und welche Möglichkeiten es gebe, dass jeder seine Identität behalte.

Für Durnwalder ist die Situation im Donbass und jene in Südtirol ähnlich. Auch in den international nicht anerkannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk (russ. Lugansk) sei die Zusammensetzung der Volksgruppen mit jener Südtirols vergleichbar: "Hier sind es in etwa zwei Drittel Russen und ein Drittel Ukrainer". Der Unterschied sei aber - und das habe er auch während seines Vortrages und in Gesprächen mitbekommen -, "dass sie gleich die Unabhängigkeit haben wollen", meinte Durnwalder: "Sie haben viele Fragen gestellt und nach den Möglichkeiten der Autonomie gefragt. Aber sobald ich über jene Bereiche gesprochen habe, die beim Staat geblieben sind, wie etwa Außenpolitik, Heer, Polizei und Steuern, waren die Reaktionen eher negativ".

"Alles in allem interessieren sie sich für das Modell Südtirol - es geht ihnen aber zu wenig weit", betonte Durnwalder. Es habe aber Signale von prorussischer Seite gegeben, sich die Situation in Südtirol anschauen zu wollen. Seine Aufgabe bestand lediglich darin, zu informieren, ohne sich politisch einvernehmen zu lassen, meinte Durnwalder.

Er sei auch einen halben Tag lang durch die Gegend um Donezk gefahren worden, erzählte Durnwalder. Die Zerstörungen seien zum Teil beträchtlich, Militär habe er aber kaum auf der Straße gesehen. "Die Situation war weitgehend ruhig, außer am Abend haben wir in einiger Entfernung Schüsse wahrgenommen", so der Südtiroler Alt-Landeshauptmann. Am Dienstag standen weitere Referate und Pressekonferenzen am Programm, dann werde er die Heimreise antreten. (APA, 12.5.2015)