So sitzt man richtig: Gerade Haltung, Bildschirm auf Augenhöhe, Ellbogen angewinkelt auf dem Tisch anliegend. Nicht im Bild: Der möglichst dynamische Wechsel von mehreren Sitzpositionen.

"Die eine richtige Sitzposition gibt es nicht", sagt Ergotherapeutin Rita Stallecker vom Orthopädischen Spital Speising. Vielmehr sei es wichtig, dynamisch zwischen mehreren Haltungen zu wechseln, sich zu bewegen, bewusste Pausen einzulegen. "Wir sagen unseren Patienten gern: Die beste Sitzposition ist immer die nächste."

Der richtige Sessel

Auf einem Bein sitzen (nicht zu lange), Kutschersitz, Schneidersitz, aufrecht sitzen, aber auch mal lümmeln: Erlaubt ist alles. Entscheidend ist zudem die Wahl des richtigen Sessels, die besonders für sehr große oder kleine Menschen schwierig werden kann. "Der Sessel muss zu einem selber passen – man soll sich darauf wohl fühlen", sagt Stallecker.

Ein paar allgemeine Tipps hat sie parat: Die Unterschenkel bilden mit Oberschenkeln und diese wiederum mit dem Oberkörper einen rechten Winkel. Dabei liegen die Oberschenkel zur Gänze auf der Sitzfläche auf, so dass sich der Rücken an die Lehne schmiegen kann. Das Becken sollte nicht unter Knietiefe rutschen, die Unterarme liegen im rechten Winkel zum Ellbogen am Tisch. Auch die Beine müssen gut unter dem Tisch passen und die Füße zur Gänze auf dem Boden ruhen. Grundsätzlich gilt: Zuerst den Sessel einstellen, dann den Tisch.

Was häufig falsch gemacht wird: Der Bildschirm ist frontal zum Blickfeld zu positionieren, die oberste Zeichenzeile in etwa auf Augenhöhe. Der Abstand zum Sehen: Mindestens 50 Zentimeter.

"Gesundheits-Stühle"

Für den Arbeitsplatz empfiehlt die Expertin einen fahrbaren Sessel mit Lehne, die idealerweise bis zu den Schulterblättern reicht und beim Zurücklehnen mit nach hinten geht. Darüber hinaus können diverse Ball- und Keilkissen (ohne Verwendung der Rückenlehne) zu einer gesunden, dynamischen Haltung beitragen.

Von in der Werbung als solche angepriesenen und meist teuren "Gesundheits-Stühlen" hält sie nichts. "Wichtiger als die Marke oder diverse Features ist, dass sich der Sessel gut anfühlt. Das kann auch ein ganz billiger mit starrer Lehne sein", sagt Stallecker.

Kissen zur Unterstützung

"Keilkissen eignen sich für all jene, die sich sonst mit dem Aufrecht-Sitzen schwer tun. Man sollte sie jedoch als Trainingsgerät sehen und nur kurz benutzen", so die Expertin. Ballkissen mit ihrer instabilen Unterlage wiederum helfen, die Rumpfmuskulatur zu trainieren. Bei akuten Kreuzschmerzen: Besser die Finger davon lassen.

Zur weiteren Auflockerung des Arbeitsalltags empfiehlt sie ritualisierte Bewegungen, etwa nach dem Niedersetzen bewusst das Becken kippen, die Schultern kreisen lassen, aber auch zum Telefonieren aufstehen, Notizen im Stehen durchlesen, bewusst ein paar Schritte gehen. Beachtet man diese Tipps, sei schon viel für die orthopädische Gesundheit getan, so die Expertin. (Florian Bayer, 22.5.2015)