Autos, Container, Schrott: In Freudenau wechseln Waren zwischen Schiff, Bahn und Straße.

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Wien - Schüttgüter und Container voller Neuwaren, nagelneue Autos und Schrott: Der Freudenauer Hafen ist eines der Zentren des Güterumschlags in Wien. Als Teil des Wiener Hafens beherbergt er das größte Zollfreilager Österreichs. Die Waren kommen und gehen nicht nur per Schiff, sondern vor allem auch per Zug und Lkw. Für Monika Wanjek vom Fachbereich Verkehrssystemplanung der TU Wien sind solche Orte, an denen mehrere Transportmittel aufeinandertreffen "multimodale Knoten". Knoten, die so geknüpft sein sollen, dass die logistischen Prozesse der beteiligten Akteure und Institutionen nahtlos ineinandergreifen.

Wanjek arbeitet mit ihren Kollegen im Rahmen des Forschungsprojekts Optihubs, das die TU gemeinsam mit der FH des BFI Wien und Unternehmenspartnern durchführt, an der Entwicklung eines systematischen Optimierungsverfahrens für multimodale Knoten. Am Beispiel des Freudenauer Standorts des Hafens Wien, der ebenfalls Projektpartner ist, sollen logistische, betriebliche und administrative Prozesse als Gesamtsystem analysiert werden.

"Es gibt unzählige Projekte, die einzelne Bereiche eines Logistik-Hubs optimieren. Wir betrachten die Knotenpunkte dagegen mit allen Akteuren, die direkt oder indirekt in den Umschlagprozess eingebunden sind", erklärt Wanjek. Im Rahmen einer Vorstudie wurden acht Akteursgruppen identifiziert, von Infrastrukturbetreibern bis zur öffentlichen Hand. Sie alle verfolgen eigene Ziele, die zum Teil auch im Gegensatz zueinander stehen.

Konflikte in der Logistik

"Die Transportunternehmen, die unter großem Konkurrenzdruck stehen, sind beispielsweise nicht begeistert, Informationen über Fracht, Zeitpläne oder Verspätungen bekanntzugeben. Für die Organisation am Hafen sind solche Informationen aber sehr wertvoll", erläutert die Forscherin einen von insgesamt 27 Konflikten, die identifiziert wurden. Das Problem könnte durch entsprechende Kooperationsmodelle gelöst werden. Bei sechs der Zielkonflikte wäre allerdings ein Eingreifen der Politik erforderlich.

Die eingeschränkte Schiffbarkeit der Donau verlange etwa nach geeigneten Geschäftsmodellen, die mehrere Akteure vereinen und die Bereitstellung einer Rückfallebene - etwa das Ausweichen auf die Schiene - erleichtern. "Hier könnte die Politik mit Förderungsinstrumenten eingreifen, die Anreize für Kooperationen schaffen", erläutert Wanjek.

Auf Basis dieser Kriterien schauen sich die Forscher nun im Projekt Optihubs einzelne Prozesse an, von der Schrottverladung bis zur Lagerlogistik im Automobilbereich. Sie werden in einem Simulationsmodell abgebildet, bei dem einzelne Maßnahmen und Prozessvarianten virtuell durchgespielt werden. "In Freudenau soll ein dritter Terminal entstehen. Ihn wird aber eine öffentliche Straße vom bestehenden Containerterminal trennen, was bei erhöhtem Warenumschlag zu Konflikten führen kann. Hier sind Detaillösungen gefragt."

Bestenfalls führt die Analyse der Hafenlogistik zur Entdeckung neuer Marktmöglichkeiten. Es könnte etwa Sinn machen, weitere Güter auf den Fluss zu bringen. "Bei Milchpulver denkt man auch nicht zuerst an Luftfracht, obwohl es zum Teil per Flugzeug kommt", so ein Vergleich Wanjeks. Gerade in Ergänzung mit anderen Akteuren wäre es denkbar, die Schiffe etwa als günstige mobile Lager einzusetzen, die genau dann ankommen, wenn man sie braucht. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 13.5.2015)