Ein Grazer Start-up sorgt derzeit auf der frisch gestarteten Deutschland-Ausgabe von Kickstarter für Furore. Die junge Firma bietet ein smartes Türschloss an, das einfach zu installieren sein soll und Zutrittsverwaltung in verschiedensten Situationen vereinfachen soll.
Am Dienstagmorgen gestartet konnte Noki bereits am späteren Nachmittag das gesetzte Finanzierungsziel von 125.000 Euro nach acht Stunden und 40 Minuten erreichen und ist damit das erfolgreichste Projekt des Launchtages. Gut die Hälfte der Unterstützer stammt aus Deutschland, 20 Prozent aus Österreich, fünf Prozent aus der Schweiz. Der Rest verteilt sich auf andere Länder in- und außerhalb Europas.
Stretch Goals, Erweiterungen des Produkts oder Lieferumfangs für weitere "Meilensteine", werden am 18. Mai vorgestellt.
Einfache Montage
Das smarte Schloss dient dabei nicht dem vollständigen Ersatz eines bestehenden Türschlosses, sondern wird auf der Innenseite der Tür über dieses montiert und dreht bei Bedarf motorisiert den Schlüssel um. Da Türzylinder europaweit standardisiert sind, sollte eine Montage bei den meisten Haustür-, Wohnungs- und Bürotüren möglich sein. Die Anbringung gelingt mit wenigen Handgriffen, so das Versprechen. Empfohlen wird ein Schloss, das sich auch per Schlüssel öffnen lässt, wenn auf der anderen Seite bereits ein solcher steckt.
Das Gerät kommuniziert entweder per Bluetooth oder mithilfe einer zusätzlichen Basisstation (Noki Bridge) auch über WLAN. Gesteuert wird Noki ("No Key") über eine App. Diese zeigt im Falle der WLAN-Version stets den Status des Schlosses.

Hohe Sicherheit versprochen
Noki soll vor allem mit einer deutlichen Komfortverbesserung überzeugen. Für Vergessliche kann das Schloss etwa nach dem Verlassen der Wohnung selbstständig absperren. Benötigt jemand anderer Zugriff, kann man diesen entweder aus der Ferne verteilen, oder digitale Schlüssel erstellen. Diese können auch zeitlich begrenzt werden.
Versprochen wird "bankensichere" Verschlüsselung. Beim ersten Pairing erfolgt der Schlüsseltausch, wobei ein Teil des Schlüssels lokal auf Noki und der andere am jeweiligen Smartphone hinterlegt wird. Selbst im Falle einer erfolgreichen Man-in-the-Middle-Attacke soll eine vollständige Erfassung des Keys nicht möglich sein, versichert Noki-Chef Martin Pansy gegenüber dem WebStandard.
Die Verschlüsselungsstärke beträgt 256 Bit. Dazu kann protokolliert werden, wer wann das Schloss benutzt hat. Neben Updates für die Noki-App soll auch die Firmware des Schlosses selber stetige Aktualisierungen erfahren.

Zehn Monate Laufzeit mit einem Batteriesatz
Die Stromversorgung von Noki geschieht über vier AA-Batterien. Bei einem Vier-Personen-Haushalt bzw. 16 Sperr-/Entsperrvorgängen pro Tag soll die Laufzeit bei zehn Monaten liegen. Da der Motor, der für die Drehung des Schlüssels verantwortlich zeichnet, den mit Abstand größten Stromverbrauch aller Komponenten aufweist, soll die Laufzeit bei weniger Nutzung entsprechend stark ansteigen. Sinkt der Ladestand auf 15 Prozent, in der Regel mehrere Wochen vor dem totalen Energieverlust, erfolgt eine Warnung an den Nutzer.
Der Run auf das Kickstarter-Angebot bestätigt Pansys Wahrnehmung von "sehr großem" Interesse an dem Gerät. Rund 20.000 Interessenten haben sich laut seiner Angabe vorab registriert, um zeitgerecht über den Beginn der Kickstarter-Kampagne informiert zu werden.

Einsatzpotenzial
Zielgruppe für Noki sind vor allem Besitzer von Einfamilienhäuser. Auch für Wohnungseigentümer sei die Erfindung eine Erleichterung, so Pansy, allerdings müssten diese für die Eingangstür des jeweiligen Wohnhauses immer noch einen weiteren Schlüssel mitführen. Für kleine und mittelständische Unternehmen könnte Noki eine Alternative zur Ausfertigung einzelner analoger Schlüssel für den Zutritt zu Arbeitsräumlichkeiten darstellen. Und auch im Bereich der Hotellerie wittert der Firmenchef Potenzial.
Die Crowdfinanzierung läuft noch bis zum 26. Juni. Interessenten können sich ein Noki Smart Lock um 139 Euro sichern. Das Kombinationsangebot mit der Noki Bridge schlägt mit 199 Euro zu Buche. Im Einzelhandel soll das Gerät später um 149 und mit Bridge um 229 Euro zu haben sein. Die Auslieferung der Kickstarter-Devices ist für kommenden Dezember vorgesehen. (gpi, 12.05.2015)