Fenninger gegen Schröcksnadel, das ist Brutalität. Im Wickel zwischen Skistar und Skipräsident gelten der Olympiasiegerin und dreimaligen Weltmeisterin - das festzustellen, reicht ein Blick in die sozialen Netzwerke und die Postings auf derStandard.at - fast alle Sympathien. Eh klar, hier die "fesche Anna", dort der "alte Ungustl". Schröcksnadel ist die Personifizierung eines Systems, Fenninger ist der personifizierte Widerstand, und die Leute freuen sich, dass sie ihm eins auswischt.

Werbetechnisch, aber auch sportlich fühlt sich Fenninger eingeengt, ja genötigt. Per E-Mail an Schröcksnadel und sieben weitere ÖSV-Personen hielt sie es fest, wissend oder in Kauf nehmend, dass die Nachricht an die Öffentlichkeit gelangen würde. Laut Fenninger verlangt der ÖSV, sie solle sich von ihrem (deutschen) Manager trennen. Sie droht nun, sie könnte ihre "aktive Karriere beim ÖSV mit sofortiger Wirkung beenden". Der ÖSV stellt Fenningers Vorwurf in Abrede und wirft ihr vor, sie erhebe unangemessene Forderungen in Sachen Individualbetreuung.

Die Wahrheit liegt erstens im Auge des Betrachters und zweitens wohl in der Mitte. Wahrscheinlichste Lösung: Schröcksnadel tut sich wieder einmal als Streitschlichter, als Macher hervor. Fenninger gewinnt weiterhin, was es zu gewinnen gibt - für Österreich und für sich. Dann jubeln, wenn auch vielleicht etwas gezwungen, alle wieder gemeinsam. Alles wird gut im Ski-Kindergarten. (Fritz Neumann, 12.5.2015)