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Mossbergs Fazit zur Apple Watch fällt nach einem Monat sehr positiv aus.

Foto: AP

Seit dem 24. April ist die Apple Watch offiziell erhältlich. Pünktlich zum Start veröffentlichten zahlreiche US-Medien ihre Tests. Das Fazit fiel in der Regel positiv, aber nicht euphorisch aus. Allerdings basieren die frühen Berichte auf einer vergleichsweise kurzen Testzeit von meist nur wenigen Tagen.

Ein Monat Alltag

Der auch für Recode tätige IT-Journalist Walt Mossberg hat versucht, die Smartwatch einen Monat lang in seinen Alltag zu integrieren. Das Wearable begleitete ihn dabei zu Arztbesuchen, ins Restaurant, durch Flughäfen, Geschäfte, Meetings und Hotels.

"Ich mag die Apple Watch", resümiert er nach der Testzeit. "Sie ist ein wunderschönes Stück Hardware mit einem cleveren Interface und ein paar feinen eingebauten Funktionen. Ich werde mir wahrscheinlich eine kaufen."

Wie das erste iPhone

Die Stärke der Watch sieht er vor allem in den Features und Apps, die von Apple selber umgesetzt wurden. Wenngleich es bereits 4.000 Programme von Drittherstellern gibt, scheinen viele davon noch nicht ganz herausgefunden zu haben, wie sie diese neue Plattform für sich nutzen wollen.

Insofern sei sie als Angebot mit dem ersten iPhone vergleichbar, das noch keine schnelle mobile Datenanbindung und auch keinen App Store hatte.

Killer-App

Was viele Tester bisher bemängelten, ist das Fehlen einer "Killer App". Also ein Programm, das sich die Eigenheiten der Apple Watch so zu nutze macht, dass es alleine schon zu einem großen Kaufanreiz wird. Mossberg kann dieser Ansicht wenig abgewinnen. Für ihn zeichnet sich die Smartwatch nicht durch ein besonderes Feature aus, sondern dadurch, dass sie eine Reihe von Dingen gut beherrscht.

Für ihn erwiesen sich die Fitness-Features, die SMS-Funktion sowie die Möglichkeit zum drahtlosen Bezahlen und Check-in bei Flughäfen als besonders praktisch. Die Gesundheits-App der Uhr, die regelmäßig mit ihren drei charakteristischen Balken Auskunft über die sportliche Aktivität des Nutzers gibt, motivierte zu mehr Bewegung.

Warten auf umfangreichere Programme

Viele Apps anderer Entwickler sind derzeit noch Bruchstücke ihres iPhone-Pendants oder funktionieren wie eine Art Fernbedienung für das Telefon. Mit der Watch-Version von Amazon lässt sich nichts einkaufen, sondern nur Wunschlisten erstellen. OpenTable schickt Erinnerungen und Navigationsangaben, Reservierungen können aber nur über das Smartphone erledigt werden.

Dies könnte sich aber bessern, wenn Apple wie angekündigt ein Software Development Kit veröffentlicht, dass die Entwicklung von "Core Apps", also Programme, die eigenständig auf der Watch laufen, ermöglicht.

"Frustrierend" sei bislang aber eigentlich nur, dass die Uhr zwar über neue E-Mails informiert, aber keine Antworten ermöglicht. Das Verfassen von SMS per Spracheingabe soll aber erstaunlich gut funktionieren, wenn auch leider keine Korrektur von Fehleingaben mit gesprochenen Befehlen möglich ist. Und auch Siri macht auf dem Gerät eine gute Figur.

Schwächen

Auf technischer Ebene gibt es noch ein paar kleinere Macken. Gerät die Watch außer Bluetooth-Reichweite, versucht sie per WLAN Kontakt zum Telefon aufzunehmen. Dabei kommt sie aktuell offenbar nicht gut damit klar, wenn in einem Haushalt zwei Drahtlosnetzwerke miteinander gekoppelt sind. Gelegentlich dauert der Datentransfer zwischen Watch und iPhone auch einmal länger, als er sollte.

Etwas unbequem ist zudem die Verwendung der Uhr, wenn man Kleidung mit langen Ärmeln trägt. Und auch das Mitführen eines weiteren Ladegeräts ist ein Komfort-Minus. Die von Apple angegebene Akkulaufzeit von 18 Stunden ist nach Mossbergs Ansicht ein realistischer Wert.

Gefährliche Versuchung

Wie andere Smartwatches auch gerät die Apple Watch im Auto zu einer neuen potenziellen Ablenkung für den Fahrer. Wenn die Uhr darauf aufmerksam macht, dass eine neue Nachricht angekommen ist, erweckt dies freilich die Versuchung, die Hand kurz vom Lenker zu nehmen und nachzusehen, was sich getan hat.

Kann man dem Widerstehen, empfiehlt sich das Wearable als "sehr gutes Produkt mit dem Potenzial, großartig zu werden". (gpi, 13.05.2015)