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Zelte werden am Donnerstag, 14. Mai 2015 am Sportplatz im Gelände der Landespolizeidirektion in Linz errichtet

Foto: APA/LPD OÖ/Michael dietrich

Traiskirchen/Wien - Für Flüchtlinge spürbar wurde die Asyl-Unterbringungskrise im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen in der Nacht auf Dienstag. "Es wurden einfach keine Flüchtlinge mehr in die Quartiere aufgenommen, darunter auch Jugendliche und Kinder. Offenbar haben sie auch nichts zum Essen bekommen", fasst Herbert Langthaler von der Asylkoordination Berichte von Personen, die vor Ort waren, zusammen.

Einer, der es genauer weiß, aber anonym bleiben möchte, schildert Konkreteres. Rund 50 neu angekommene Flüchtlinge, darunter rund 35 Kinder und Jugendliche, hätten die ganze Nacht ohne Betreuung auf Wartebänken im Haus 17 der Erstaufnahmestelle, wo sich die Außenstelle des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl befindet, verbringen müssen. Für sie habe es an Betten und Essen gefehlt. Das Erstaufnahmezentrum ist derzeit großteils mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen belegt. Für die rund 1000 unter 18-Jährigen gibt es andernorts in Österreich keine Quartiere. Aus dem Innenministerium erfolgte dazu bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme.

Diese Woche hat die Zahl derer, die in Österreich um internationalen Schutz suchen, tatsächlich zugenommen. 314 Asylanträge wurden allein am Montag und Dienstag gestellt. Insgesamt über 1000 waren es binnen sieben Tagen; laut UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR überwiegend von Syrern. Zum Vergleich: Im März 2015 erfolgten insgesamt 2894 Asylanträge in Österreich.

Laut Innenministerium braucht es wegen des Andrangs Notmaßnahmen, weshalb in der Stadt Salzburg, in Linz und Thalham Zeltstädte für je 96 Personen errichtet werden. Erste Zelte sollten bereits am Donnerstag bezugsfertig sein. Zwei Standorte befinden sich jeweils bei der Landespolizeidirektion, in Thalham auf dem Areal des Erstaufnahmezentrums.

Auch im Schubhaftzentrum in Vordernberg sollen Asylwerber während der Erstabklärung, die bisher in Polizeiinspektionen erfolgte, unterkommen. Dort werden Flüchtlinge während des laut Ministerium "möglichst kurzen Aufenthalts" nicht hinausdürfen.

NGO-, Länder- und Kirchenvertreter wurden für Freitag zum Krisengespräch ins Innenministerium bestellt. Ruth Schöffl vom UNHCR hofft, dass dabei andere Quartiere gefunden werden, denn Zelte seien "für die Unterbringung Schutzsuchender absolut nicht ideal" - eine Ansicht, die andere NGO-Vertreter teilen. Am Freitag soll auch besprochen werden, wo die Asylwerber nach der Aufnahmephase, also den ersten 48 Stunden, hinkommen sollen. Die Frage sei, warum sich das Innenministerium nicht im Vorfeld auf die angesichts der sich im fünften Jahr befindenden Syrien-Krise "erwartbaren höheren Antragzahlen" vorbereitet habe - etwa mittels Ankaufs von Wohncontainern.

"Für die Aufstellung von Containern braucht es behördliche Bewilligungen, die auch verweigert werden können, für jene von Zelten hingegen nicht", heißt es dazu aus dem Innenministerium. (Irene Brickner, 14.5.2015)