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Als Russlands Präsident Putin im Februar beim ungarischen Premier Viktor Orbán zu Besuch war, soll das Turkish-Stream-Projekt vorangetrieben worden sein.

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Skopje/Moskau – Nach dem Ende des russischen Projekts South Stream – weil Bulgarien sich im Vorjahr dagegenstellte – sagte der russische Staatspräsident Wladimir Putin noch im Dezember, dass eine griechisch-mazedonische Umleitung eine Lösung sei. Das Turkish-Stream-Projekt begann bald Form anzunehmen. Gazprom-Chef Alexei Miller kündigte Mitte Jänner an, dass mit dem neuen Pipeline-Projekt auch die Ukraine als Transitland für Gazprom-Gas wegfallen solle.

Mitte März telefonierten Putin und der türkische Staatschef Tayyip Erdogan in der Sache. Die Pipeline soll auf dem Grund des Schwarzen Meeres von Russland in die Türkei und weiter nach Griechenland verlegt werden. Von dort soll über ein Verteilerzentrum das Gas nach Mazedonien, Serbien und Ungarn gehen. Der weitere Verlauf ist unklar. Als Putin im Februar Budapest besuchte, wurde das Projekt vorangetrieben. Die Onlineplattform Euractiv berichtete, dass der ungarische Premier Viktor Orbán bereits eine Karte mit dem Weg der Pipeline gezeichnet haben soll. Die Außenminister von Griechenland, Mazedonien, Serbien und Ungarn trafen sich am 7. April in Budapest, um die Turkish Stream zu besprechen. Einen Monat später begannen die Anti-Regierungsdemonstrationen in Skopje.

Während der jetzige mazedonische Regierungschef Nikola Gruevski die Turkish Stream unterstützt, lehnt sie Oppositionschef Zoran Zaev ab. Ein Regimewechsel wäre für Russland schlecht, aber im Interesse jener, die gegen die Turkish Stream sind.

"Anbindung an EU forcieren"

Experten wie Tobias Flessenkemper von der deutschen Südosteuropagesellschaft sehen als Ursache der Situation auch die verschleppte Erweiterung und fordern nun, dass Griechenland endlich den Nato- und EU-Weg für Mazedonien deblockieren soll. Athen legt seit Jahren wegen des Namensstreits ein Veto gegen den Beginn von Beitrittsverhandlungen ein. In Brüssel hat man dabei zugeschaut. "Die EU-Strategie der letzten sieben Jahre zu Mazedonien führt ins Nichts und sogar zu Schlimmerem", kritisiert Flessenkemper. Es sei von strategischem Interesse für die EU, die Anbindung von Mazedonien zu forcieren. "Denn sonst drohen die Probleme noch größer zu werden, der Preis wird hochgetrieben, und man kommt zu einem Punkt, wo man nicht mehr gestalten kann." Es handle sich um eine geopolitische Testmarke in Mazedonien. (Adelheid Wölfl, 15.5.2015)