Wien – Ein junger Mann in einem Affenkostüm sitzt auf einer Grünfläche am Campus der Wirtschaftsuni Wien und isst einen Apfel. Den hat er von der ÖVP-nahen Aktionsgemeinschaft als Goodie bekommen. Neben ihm steht ein Junge im Bananenoutfit. Die beiden sind Mitglieder der Spaßfraktion "Die Liste".

fischer

Eine Fraktion, die Wahlkampf ablehnt; denn "Studierende interessieren uns nicht", sagt Spitzenkandidat Philipp Jocham. Er selbst ist angezogen, als käme er von einer katholischen Privatschule: Graue Hose, blaues Hemd und rote Krawatte gehören zur Uniform der Liste. Alle tragen sie, während sie Fahnen der Mutterpartei "Die Partei" schwenken und Zigarren rauchen.

Mit allen, außer Spaßparteien

Der 30-jährige Spitzenkandidat erzählt, dass er lediglich an der Listenspitze stehe, weil er das "kürzeste Streichholz" gezogen habe. An der WU Wien kennt sich der Grazer nicht aus, mit Studierenden will er auch nicht reden. Trotz der Wahlkampfverweigerung lautet ihr Ziel: "100 Prozent plus minus x", sagt Jocham. Das richte sich an Mathematik-Studierende.

Sollte die Liste ins Studierendenparlament kommen, wollen sie dort Mitglieder für die Politik schulen. Koalieren würden sie mit allen, die ihre "Steigbügelhalter" sein wollen, nur "Spaßfraktionen wie Junos oder RFS" schließen sie aus.

Foto: Christian Fischer

Jocham macht einen Witz nach dem anderen. Das Wahlprogramm: "Mehr Action im Studium. Wir wollen Erasmus an syrischen Unis machen", sagt er. Jocham versucht lässig zu sein, wirkt aber etwas nervös und wartet auf einen Lacher oder den Zuspruch seiner Kollegen. Außerdem will er, dass Universitäten für Kärntner beschränkt werden: "Die nehmen den Deutschen die Studienplätze weg", sagt er lachend und bekommt Schulterklopfer dafür.

Ein Wahlkampfbudget hat "Die Liste" nicht. Braucht sie auch nicht. Die Materialien, die sie mit sich tragen, sind alle von der "Partei". "Wir kandidieren nur, um Mitglieder für unsere Mutterpartei zu werben. Die ÖH-Wahlen sind uns eigentlich egal", sagt der Soziologiestudent. Dann vertreiben sie allerdings die Securities der WU Wien vom Campus, weil sie keine Wahlkampfgenehmigung haben. "Das passiert uns immer, weil wir einfach zu ernst sind", scherzt Jocham.

Einzig mit einer Person führen sie ein Gespräch. Severin ist aktiv auf sie zugegangen und fragt nach dem Geschehen am Weg zur Uni. "Ich würde sie wählen, ich habe auch schon einmal ,Die Partei' gewählt", sagt er. Bei den ÖH-Wahlen kann Severin "Die Liste" aber nicht ankreuzen - er studiert nicht. (Oona Kroisleitner 16.5.2015)