Washington/Wien – Die Gleichstellung von Frau und Mann scheint ein junges Phänomen zu sein – und immer noch nicht ganz verwirklicht. Wie aber war es früher einmal, also etwa in der Steinzeit oder bei Jäger-und-Sammler-Völkern? Stimmt unser Bild von den Unzivilisierten, bei denen die physisch stärkeren Männer dominierten?

Um diese Fragen zu klären, hat der britische Anthropologe Mark Dyble gemeinsam mit Kollegen bei zwei Jäger-und-Sammler-Völkern im Kongo und auf den Philippinen zahllose Daten gesammelt, um zu ergründen, wer in den Gruppen das Sagen hat – und zwar auf indirektem Wege. Die Forscher warfen einen besonderen Blick auf die Zusammensetzung der Gruppen, die aus jeweils rund 20 Individuen bestehen, und stellten auf diese Weise Rückschlüsse auf die Gleichberechtigung der Geschlechter an.

Männer bevorzugen nahe Verwandte

Würden allein die Männer den Ton angeben, schreiben die Forscher in "Science", wären die Gruppen ganz anders organisiert: Wie die Modellrechnungen der Anthropologen ergaben, würden männerdominierte Gruppen fast nur aus naher Verwandtschaft bestehen. Das sei aber nicht der Fall. Vielmehr sorge die gleichberechtigte Mitsprache der Frauen dafür, dass die Gruppen sehr viel heterogener seien.

Die Dominanz des Mannes sei demnach erst mit der Landwirtschaft entstanden, als Männer erstmals mehrere Frauen haben konnten. Das wurde durch die Anhäufung von Ressourcen möglich, was wiederum die Allianzen zwischen der männlichen Verwandtschaft stärkt – und die Dominanz der Männer. (tasch, 16.5. 2015)