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Rohingya-Flüchtlinge auf dem grünen Boot erhalten in der Andamanensee vor Malaysia und Südthailand Trinkwasser, Lebens- und Hilfsmittel von thailändischen Fischern.

Foto: EPA/STR THAILAND OUT

Die Routen der Flüchtlinge

Grafik: Standard

Bangkok/Wien - Der Vergleich hinkt, zweifellos, gewisse Parallelen sind trotzdem unübersehbar: Als vor fast genau 40 Jahren der Vietnamkrieg endete, setzte aus Furcht vor dem kommunistischen Regime eine Flüchtlingswelle ein, bei der rund 1,6 Millionen sogenannte Boat People über den Seeweg flüchteten. Während geschätzte 250.000 Menschen auf hoher See starben, wurden jene, die es tatsächlich nach Thailand oder bevorzugt nach Malaysia schafften, in geschlossene Lager verfrachtet. Als kein Platz mehr frei war, erhielten die ankommenden Bootsflüchtlinge Essen, Trinkwasser und einen kräftigen Stoß zurück ins Meer.

In seiner Dimension ist die aktuelle Flüchtlingskrise in Südostasien noch längst nicht so weit. Auch erschüttert derzeit kein Krieg diese Region. Allerdings erinnert das Verhalten Thailands, Malaysias und Indonesiens doch stark an jenes der späten 1970er-Jahre. Zwar hat Indonesien am Freitag 800 Bootsflüchtlinge an Land gelassen - doch erst, nachdem deren Schiff sank und Fischerboote die Menschen aufgriffen. Gleichzeitig wurden andere Flüchtlingsboote abgewiesen.

Kampf gegen Kriminalität

Diese Strategie, die Grenzen für Flüchtlinge bis auf wenige Ausnahmen dichtzumachen und sie aufs Meer zurückzuschicken, wurde vor etwa einem Monat implementiert, um Schlepper und Menschenhändler zu bekämpfen, die laut Uno in Asien jährlich zwei Milliarden US-Dollar verdienen. Unfreiwillig mitverantwortlich für diesen Schritt ist Druck vonseiten der USA - die Regierung in Washington hat etwa Thailand und auch Malaysia im vergangenen Jahr in die dritte und somit schlechteste Kategorie hinsichtlich Bekämpfung von Menschenhandel herabgestuft. Auf der anderen Seite haben diese Länder bereits hunderttausende Flüchtlinge aufgenommen - allein in Malaysia, als wohlhabendes Land eine beliebte Destination, leben derzeit 150.000 Flüchtlinge.

Trotzdem wurde rasch Kritik am Schließen der Grenzen laut: Das sei völkerrechtswidrig und menschenverachtend, hieß es, die Uno warnte vor einer "humanitären Katastrophe". "Derzeit befinden sich etwa 8000 Flüchtlinge auf hoher See. Viele sind schon mehrere Wochen auf dem Meer und daher geschwächt", sagt Jeffrey Labovitz im Gespräch mit dem Standard. Der Chef des Thailand-Büros der Internationalen Organisation für Migration (IOM) fordert, die Flüchtlinge so rasch wie möglich an Land zu holen. Dann müsse man die Ursachen bekämpfen, weshalb so viele Menschen die riskante Reise auf sich nehmen - allein im ersten Quartal 2015 waren es ungefähr 25.000 Flüchtlinge (siehe Grafik).

"Staatenlose" Flüchtlinge

Ein Teil der Flüchtlinge kommt aus Bangladesch. Die Mehrheit sticht aber von Burma (Myanmar) aus in See, es sind zumeist Mitglieder der Rohingya. Die muslimische Minderheit gilt im vorwiegend buddhistischen Burma als "staatenlos" und besitzt keine Rechte, auch sind sie oft Opfer gewalttätiger Übergriffe. Seit 2012 haben mehr als 100.000 Rohingya das Land verlassen. Aufforderungen, ihnen die Staatsbürgerschaft zu verleihen, werden scharf zurückgewiesen.

Thailand hat für Ende Mai ein Treffen der betroffenen Staaten vorgeschlagen - auch Burma soll teilnehmen, um eine internationale Lösung in der Flüchtlingskrise zu finden. Die Erwartungen daran sind aber bescheiden. "Es ist schwierig, bei diesem Thema die Menschen an einen Tisch zu bringen. Wenn es wirklich dazu kommt, wäre das allein schon ein Erfolg", sagt Labovitz. (Kim Son Hoang, 16.5.2015)