Bei der Stefan-Zweig-Poetikvorlesung (Der Autor als Sprachwanderer) erläutert Michael Stavaric die Bedeutung der Vermittlung zwischen den Kulturen für sein Schaffen. Am Dienstag und am Donnerstag bei jeweils zwei Vorlesungsterminen sowie Mittwoch und Donnerstag im Rahmen zweier Konservatorien.

Mittwoch präsentiert der 1972 in Brno/Brünn geborene und mit sieben Jahren nach Wien ausgewanderte Schriftsteller seinen bislang letzten Roman Königreich der Schatten. Darin lässt er seine zwei Protagonisten abwechselnd über ihre Berufung erzählen: das Schlachterhandwerk. Die Fleischhackerei liegt der jungen Wienerin Rosi Schmieg und dem US-Amerikaner Danny Loket im Blut. Denn schon die Großväter zerlegten und verarbeiteten Tiere - und es gibt noch eine weitere Verbindung: Rosis Opa wurde im Zweiten Weltkrieg von Dannys Opa, der später aus der Tschechoslowakei über den großen Teich emigriert war, getötet. Jetzt folgt der Fleischhackerlehrling den Spuren seines Vorfahren und reist durch halb Europa, bevor sich die beiden Jungmetzger in Rosis neugegründetem Betrieb in Leipzig persönlich treffen.

Dazwischen geht es ums Töten von Menschen und Tieren, um den Tod, den Fleischkult, Massentierhaltung und die blutige NS-Zeit. Detailreich und mit Ironie erzählt, wechselt der Tonfall zwischen märchenhaft und realistisch, der blutige Humor weckt Assoziationen zu den Schlachtfesten in Tarantino-Filmen. Schön auch die Passage über eine Fachmesse für das Fleischerhandwerk, die an ähnliche Veranstaltungen der Buch- und Verlagsbranche erinnert. Lesung des Autors. (dog, 18.5.2015)