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1. Februar 1982: Schauspieler Bill Murray bei der Aufzeichnung der ersten Show "Late Night with David Letterman".

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15. Jänner 1993: David Letterman tut seinen Vertrag mit CBS kund. Für heute 42 bis 45 Millionen Dollar im Jahr, sagt "Forbes".

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4. Mai 2015: Barack Obama zeichnet seinen achten Auftritt bei Letterman auf - den letzten vor dessen Abschied.

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Auch Barack Obama reihte sich ein in die Reihe der Ratgeber, der Präsident, in dem beachtliche Comedy-Talente schlummern, ein Freund sarkastischen Humors, der sich auf die Kunst versteht, eine Pointe zu setzen und dazu keine Miene zu verziehen. "Ich hab mir gedacht, wir könnten zusammen Domino spielen", bot er, ab Januar 2017 im Politiker-Ruhestand, dem angehenden Pensionär David Letterman an. "Oder wir gehen ins nächste Starbucks und tauschen alte Geschichten aus".

Es ist eine imposante Truppe von Prominenten, die sich noch einmal ins Ed Sullivan Theater am New Yorker Broadway setzt, um den Gastgeber zu verabschieden, bevor der, 68 Jahre alt, am Mittwoch, 20. Mai, seinen Hut nimmt. Bill Clinton, Babyboomer wie Letterman, machte launige Witze über die Aussicht, demnächst vielleicht als "First Husband" im Weißen Haus zu residieren. Sollte Hillary die Wahl gewinnen, ziehe er natürlich gern zurück an die vertraute Adresse. Immer vorausgesetzt, sie bitte ihn darum - "Ich hoffe also, dass ich gefragt werde". Julia Roberts kam, um zu flirten. George Clooney brachte Handschellen mit und warf den Schlüssel weg, um Letterman zum symbolischen Gefangenen zu machen, der erst aufhören dürfe, wenn jemand die Fesseln löse. Am Dienstag, in der vorletzten Show, wird Bob Dylan zur Gitarre greifen. Großer Bahnhof in Manhattan.

Wegbereiter Letterman

In 32 Jahren im Rampenlicht hat sich Letterman den Ruf erworben, ein Wegbereiter zu sein. Mit seiner Late-Night-Show habe er Amerikas Humor gründlicher verändert als irgendwer sonst, meint sein Kollege Jimmy Kimmel, "mit ihm sind wir alle sehr viel cooler geworden". Hätte Lettermans bissige, respektlose Ironie nicht Schule gemacht, lautet eine häufig wiederholte These, hätten es seine ebenso bissigen Nachfolger ungleich schwerer gehabt - Jon Stewart oder Conan O’Brien oder Stephen Colbert, der den Altstar ablöst.

Schales Fernsehen der Achtzigerjahre

Begonnen hatte es damit, dass ein ungelenker Schlaks mit opulentem Haarschopf die ersten Gäste der "Late Night With David Letterman" breit lächelnd auf die Schippe nahm. "Leute, ihr seid anscheinend eine helle Truppe, jedenfalls hell genug, um ein Applaus-Zeichen lesen zu können." Ein Newcomer aus der Provinz, damals 34, brachte frischen Wind ins eher schale Mainstream-Fernsehen der Achtzigerjahre. Aufgewachsen in Indianapolis, machte Letterman die Mischung aus bodenständiger Skepsis und trockenem Witz, wie man sie Bewohnern des Mittleren Westens gemeinhin nachsagt, zu seiner Erfolgsformel. Die Abneigung gegen einen fast religiös anmutenden Celebrity-Kult zog sich wie ein roter Faden durch seine Sendungen. Was die Sängerin Cher einmal vor laufenden Kameras mit einer Schimpftirade quittierte: Er sei ein Arschloch.

Late-Night-Kriege

Es folgten 1993 der Wechsel von NBC zu CBS, es folgten die Late-Night-Kriege mit seinem konservativeren Rivalen Jay Leno und im Jahr 2000 eine lebensrettende Herzoperation, die Letterman milder werden ließ. Nach den 9/11-Anschlägen gehörte er zu jenen, die den schockierten Amerikanern neuen Mut einflößten. Vor sechs Jahren, als ein Erpresser zwei Millionen Dollar verlangte, sonst würde er über Sexaffären des verheirateten Mannes mit Mitarbeiterinnern plaudern, ging der Bedrängte mit einem Mea culpa an die Öffentlichkeit. Er habe viele Menschen verletzt, die Schuld suche er allein bei sich. Und dann der Versuch eines Witzes: "Als ich mich heute Morgen ins Auto setzte, redete die Lady vom Navigationsgerät nicht mehr mit mir". (Frank Herrmann aus Washington, 19.5.2015)